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Wien – eine Stadt voller Geheimnisse und Wunder

by Reesen Mag

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Am liebsten würde ich jeden Monat ein Wochenende in Wien verbringen, um all die architektonischen Wunder zu bestaunen, all die Leckereien zu genießen und alle Geheimnisse der Donau-metropole zu ergründen. Denn jedes Jahr kommen neue hinzu. 

Man kommt aus dem Staunen kaum heraus. Wenn Sie alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Wiens, wie das Schloss Schönbrunn, den Stephansdom, das Schloss Belvedere und die Wiener Staatsoper, das farbenprächtige Hundertwasserhaus und vielleicht noch die Spanische Hofreitschule besucht haben, ist es an der Zeit, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und eine kleine Pause von Prunk und Pracht einzulegen. Denn Wien ist so vielfältig wie kaum eine andere europäische Stadt, und zu den Attraktionen des Großstadtdschungels kommen jede Menge Outdoor- und Naturwunder hinzu. 

Was ich an warmen Tagen in der Stadt liebe, ist die Möglichkeit, mir Wien bei einem guten Glas Wein in aller Ruhe, inmitten paradiesischer Natur, von oben anzuschauen. Der Schriftsteller Karl Kraus hat einmal gesagt, die Straßen in Wien seien mit Kultur gepflastert, die der anderen Städte dagegen mit Asphalt. Recht hat er und in wohl kaum einer anderen europäischen Metropole ist die Kultur so eng mit dem Weinbau verbunden wie in Wien. Wer sonst kann schon von sich behaupten, über 6 Millionen m2 Rebflächen innerhalb der Stadtgrenzen vorzuweisen. Wenn Ihnen diese Zahl nichts sagt, dann vielleicht die Vorstellung von 857 mit Weinreben bepflanzten Fußballfeldern. Wien ist heute die einzige Metropole weltweit, die auf dem Stadtgebiet nennenswerten Weinbau betreibt.     

Innerhalb der Stadtgrenzen Wiens befinden sich über 6 Millionen m2 Rebflächen. © Peter Rigaud

Laut Genusspapst Jürgen Dollase war es den Weinbauern bereits unter Karl dem Großen, um das Jahr 800, erlaubt, für drei Monate im Jahr eigenen Wein auszuschenken. Die Weinkultur in Wien blühte bereits im Mittelalter auf, als jeder Bezirk seinen eigenen Weinberg besaß, was später abgeschafft wurde, als die Stadt sich immer mehr vergrößerte. 1784 erlaubte Kaiser Joseph II. den Weinausschank. Damals wurde ein Tannenreisig als wegweisendes Symbol eingesetzt: Bitte schön, hier geht es lang, hereinspaziert, hier gibt es den guten Wein. Die Tradition des Buschenschank-Lokals war geboren. Genießen inmitten der Natur, mit Wein und schönem Weitblick.

Eine Stadt-Aussicht wie im Breitwandkino 

Also raus aus dem prachtvollen Großstadtdschungel und hinauf auf die Genussberge. Von der Endstation der Straßenbahnlinie D im Wiener Heurigenort Nussdorf führt Sie der Stadtwanderweg 1 zu den traumhaft schönen Aussichtlagen. Durch Weinberge und Wald kommen Sie auf den Hausberg der Wiener, den Kahlenberg. In den Sommermonaten locken entlang dieses Weges Buschenschenken und Heurige zu kulinarischen Köstlichkeiten und edlen Tropfen. 

Von der Stefaniewarte, auf gut 300 m bietet sich ein weiter Blick über das Wiener Becken, die schönen Hügel des Wienerwaldes und die Donau. 

Nach einem Abstecher zur gemütlichen Josefinenhütte, an der es übrigens auch eine E-Bike-Ladestation und für Adrenalin-Junkies einen Waldseilpark inklusive Flying Fox und Kletterbäume gibt, gelangen Sie über den sanft abfallenden Höhenrücken des Nussberges wieder zurück zum Ausgangspunkt. 

Blick auf Wien aus den umliegenden Weinbergen. © Julius Hirtzberger

Doch halt! Das ging zu schnell. Denn ein unbedingtes Muss bei schönem Wetter ist der Wieningeram Nussberg: eine große Naturidyll-Terrasse mit einem der spektakulärsten Blicke auf Wien. Inmitten der Natur genießt man hier all die regionalen Schmankerl, die das Team um die Familie Wieninger und Sigi Machatschek für ihre Gäste zaubern. Sei es Kürbissalat mit Granatapfelkernen oder Zucchinisalat mit Pilzen, Bio-Mangalitza-Presswurst vom Edelfleischhauer Thum oder ausgesuchte Käsespezialitäten aus dem Paznauntal. Zum Nachtisch dann Schafmilch-Eis und Mohntorte. Die Kalorien kann man sich in Wien prima wieder abwandern – denn Attraktionen gibt es, wie gesagt, ohne Ende.  

Wien – die Stadt der tausend Wunder

Gespenstisch schön fühlte ich mich auf der geführten Nachtwanderung durch die Stadt, in der es natürlich auch genügend Geistergeschichten und – Sigmund Freud lässt grüßen – auch genügend Mysterien gibt. Was wenige wissen: in Wien gibt es eines der höchsten Holzhochhäuser der Welt, und zwar direkt an der U2-Station Seestadt im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Das HoHo Wien ist ein Holz-Hybrid-Hochhaus und mit seinen 84 Metern Höhe nach dem Mjøstårnet im norwegischen Brumunddal das weltweit zweithöchste Holzhochhaus. Das Spannende daran: Die Architekten haben die Fassade so gestaltet, dass man unweigerlich an eine gigantische Baumrinde denkt. 

Wien ist so vielfältig wie kaum eine andere europäische Stadt. © Paul Bauer

Eine weitere Überraschung war für mich der Besuch des Zauberkastenmuseums. Eine fantastische Exkursion in die Wunderwelt der Magie. Leider kann man diese Show nur an jedem ersten Sonntag im Monat bestaunen. Doch alle Hobby-Magier und angehenden Zauberinnen sollten einen Besuch einplanen, denn neben den 3.000 verschiedenen Zauberkästen, die es hier zu bewundern gibt, geht es auch um die besten und erstaunlichsten Zaubertricks.

Zur Stärkung danach ist ein Klassiker in Wien nach wie vor der Besuch eines Kaffeehauses. Zu den Top 3 zählen für mich nach wie vor das kleine gemütliche Café Jelinek mit Schmiedeholzofen, das Café Sperl mit eigener Haustorte und das legendäre Café Hawelka samt seiner Rösterei. Auch Ausflüge in die Spezialitäten-Welt des Tafelspitz und Kaiserschmarrns stehen natürlich in Wien auf dem Pflicht-Programm. Wer es skurril mag, sollte Rothneusiedl im Wiener Süden einen Besuch abstatten. Dort trumpft ein Bauernhof mit einer Schneckenfarm und einer weltweit einzigartigen Delikatesse auf: angenehm nussig schmeckender Schneckenleber. 

Im Café Sperl gibt es eigens hergestellte Haustorte zu verkosten. © Peter Rigaud

Geheimnisse der Kaiserin Sisi

Last but not least möchte ich mich als großer Fan von Kaiserin Elisabeth outen, die im Volksmund Sisi genannt wurde. In vielen Gemeinden in Europa findet man heute noch Orte, an denen man die Erinnerung an diese wunderbare Frau lebendig erhält. Selbst in Transsilvanien habe ich in einem kleinen Dorf namens Halmágy eine Statue von Sisi entdeckt, denn die ungarische Bevölkerung verehrt sie dort nach wie vor sehr. In Wien sollten alle, die sich für die Geheimnisse dieser Kultfigur interessieren, das Sisi-Museum in der Hofburg besuchen. An bewölkten oder kühleren Tagen ein idealer Ort, einmal eine etwas andere Sichtweise auf den Mythos dieser Kaiserin zu bekommen. 

Was viele nicht wissen: Sisi war, abseits all der gängigen romantischen Klischees, die beste Reiterin ihrer Zeit. Sie gewann zahlreiche Reitturniere in England und wurde zu ihrer Zeit auch wegen dieser sportlichen Höchstleistungen bewundert.

Kaiserin Sisi residierte unter anderem im prächtigen Schloss Schönbrunn. © Peter Rigaud

Text : Joscha Remu

Header-Foto: © Paul Bauer

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