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DAS TAL DER 7 SCHLÖSSER

by Reesen Mag

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EIN BISSCHEN WIE IM MÄRCHEN ERSCHEINT DAS ROMANTISCHE TAL DER EISCH DEM WANDERER ODER AUSFLÜGLER SCHON. ABSEITS DER BEKANNTEN TOURISTENSTRAßEN IM WESTEN DES LANDES FÜHREN DIE SIEBEN SCHLÖSSER BZW. BURGRUINEN EHER EIN ASCHENBRÖDELDASEIN UND ERINNERN AN VERWUNSCHENE ORTE AUS LÄNGST VERGANGENER ZEIT. WENN LEGENDEN UND LANDSCHAFTEN ZUSAMMENKOMMEN, ENTSTEHT EINE MAGISCHE SYMBIOSE, UND DIE REISENDEN ERFAHREN EINEN ORT DURCH DEN WIDERHALL DER GESCHICHTE. KOMMEN SIE MIT AUF EINEN AUSFLUG, WO SICH FANTASIE UND REALITÄT VERMISCHEN.

Victor Hugo beschrieb es als „vallée mystérieuse“: Das Tal der sieben Schlösser liegt an der Eisch, einem Fluss im Westen Luxemburgs, der sich von Belgien Richtung Mersch schlängelt. Ein nationaler Wanderweg führt über 37 km von der belgischen Grenze durch das idyllische Tal der Eisch (der Name leitet sich vom keltischen Iska = Wasser ab). Zwischen grünen Wiesen und Wäldern thronen die Schlösser von Koerich, Simmern, Ansemburg, Hollenfels, Schönfels und Mersch, die nur teilweise für Besucher zugänglich sind. Wer auf stillen Wegen den Spuren der Vergangenheit folgt, wird die kulturelle und natürliche Vielfalt der Region entdecken. Und wer sich nicht so sehr für alteGemäuer begeistern kann, findet exzellente Gasthöfeund Restaurants zum Einkehren.

KOERICH – EINE BURG UND IHR HEXENTURM 

© Raymond Clement

Die Burg von Koerich ist heute eine Ruine, mit halb verfallenen Mauern und einem inneren Burgfried, der so zerbröckelt ist, dass sich die Frage stellt, wie die Wände von alleine aufrecht stehen bleiben kön- nen. An den vereinzelt übergebliebenen Fenstern lässt sich erkennen, wie ein- nehmend die Burg einmal ausgesehen haben muss. Dies soll die Burg Siegfrieds gewesen sein, jenem Ardenner Grafen, der im 10. Jahrhundert seine Burg auf dem Bockfelsen der Stadt Luxemburg errich- tete und sich in die zauberhafte Melusina verliebte. Der älteste Teil der Burg, der Burgfried mit den drei Meter dicken Mau- ern, wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhun- dert gebaut. Es wird angenommen, dass die Burg auf weitaus älteren Ruinen steht. Heute gehört das Gemäuer dem Staat; nach langen Restaurierungsarbeiten wird die Burg jetzt im Herbst wiedereröffnet. Vogelgesang ertönt um die imposanten Mauern. Jedoch soll die Burg nicht nur Vögel, sondern auch eine verwunschene Katze beherbergen, so erzählt man sich. Die Katze, die den Kindern abends den Brei klaute, war in Wahrheit eine hunger- leidende Frau. Heute kann man noch Überreste eines Turms an der Südseite der Burg erkennen, in dem früher Men- schen eingesperrt wurden, die der Hexerei beschuldigt waren. Darunter mit höchs- ter Wahrscheinlichkeit auch jene arme Frau, die sich der Sage nach in eine Katze verwandeln konnte.

SIMMERN – VON IRRLICHTERN UND FEUDALITÄT

© David Plas

Auf der Straße von Koerich nach Sim- mern, hinter der letzten Mühle in Koerich (in der Rue du Moulin), soll sich ein Irrlichtbefinden und nachts an den Ufern derEisch umherirren. An der Straße werfen Bäume ihre langen Schatten über den Weg und lassen die Fußstapfen der Rei- senden verhallen. Aber solange man dem Irrlicht nicht folgt und nicht von dem Weg abkommt, braucht man sich, der Sage nach, keine Sorgen zu machen. Die von wilden Ranken überwucherte Burgruine auf einer Anhöhe ist in Privat- besitz und nicht zu besichtigen. Sie thront hoch über dem hübschen Dorf auf einem dicht bewaldeten Berg. Die Burg ist am besten vom Dorf aus zu betrachten, denn obwohl nur die höhe- ren, verwitterten Mauern aus dem Wald hinausragen, kann man sie auf diese Weise so erfahren, wie die Dorfbewoh- ner sie gewiss im Mittelalter erlebten: voller Ehrfurcht von unten auf sie herauf- schauend, wissend, dass dort die feudale Familie lebte, die das Leben aller im Dorf bestimmte.

ANSEMBURG – VON GRAFEN UND ROMANTIK

© Grand-Château d’Ansembourg LH Europe / LFT

Ansemburg, wohl der attraktivste Ort des Tals, ist ein Dorf, das kaum mehr als fünf Häuser zählt, aber zwei der schönsten Gemäuer des Landes beherbergt: das neue und das alte Schloss von Ansemburg. Während sich das neue Schlossetwas außerhalb des Ortskerns befindet, thront das alteSchloss majestätisch hoch oben über dem Dorf. Vor langer Zeit, so wird erzählt, lebten in der alten Burg von Ansemburgein Graf und eine Gräfin. Aus unerklärlichen Gründen stürzteder Graf seine Gemahlin eines Tages den Felsen hinab. Voller Reue über seinen Wutanfall brachte er sich kurz danach auf der Jagd um. Bis heute soll der Geist des Grafen in der Burg umherirren und laut über seine eigene Dummheit jammern. Die alte Burg steht auf einem hochragenden Felsen, der das Tal überschaut. Entstanden im 12./13. Jahrhundert ist sie heute zum Teil Privatwohnsitz des Grafen, zum Teil Luxus-Hotel. Der verträumte Charakter der Burg hat im Romantizismus viele Gemälde inspiriert. In der Tat, der dichte Wald, der die Burg umwächst, der hohe Felsen, der ihr als Basis dient, der steile Weg, der sich durch den Wald am Felsen emporschlängelt – die alte Burg von Ansemburg scheint wahrhaftig einem Caspar-David-Friedrich-Gemälde entsprungen. Vor dem großen Eingangstor angekommen, sieht man nur die halb- verfallene Außenmauer, tritt man aber hinein, so verwandelt sich die Ruine in ein wunderbar renoviertes elegantes Hotel mit herrlichem Ausblick.

ANSEMBURG – VON DER SCHMIEDE ZUM SCHLOSS

Vor vielen Jahren, so die Legende, baute der Knappe Theodore von Rollingen einen Hochofen mit Schmiede am Fuße des Berges, auf dem die alte Ansemburger Burg steht, direkt an den Ufern der Eisch. Der Burgherr der alten Burg beklagte sich aber über das laute Hämmern. Da antwortete Theodore: Seine Schmiede würde eines Tages die Burg verschlingen. Ein paar Jahre später heiratete Theodore die einzige Erbin der Burg. Tatsächlich heiratete ein gewisser Jean de Raville (Rollin- gen) Marguerite, die Tochter des Grafen von Ansemburg, im 14. Jahrhundert. Die Schmiede von Thomas Bidart wurde laut Geschichtsbüchern allerdings erst im 17. Jahrhundert errichtet. Danach ging Ansemburg durch mehrere Hände und wurde schließlich von der in den Adelsstand erhobenen Familie Marchant erworben, die das Schloss aus- baute, um standesgemäß zu residieren.

Das Schloss ist ein barocker Palast mit einem präch- tigen Eingangstor, das mit dem Wappen der Familie geschmückt ist. Das Schlossinnere kann zwar nicht besichtigt werden, aber das bei weitem faszinie- rendste Element ist ohnehin der Garten. Tritt man durch das Eisentor, fühlt man sich in den Garten einer toskanischen Villa versetzt. Er wurde im 18. Jahrhundert von Lambert-Joseph de Marchant als terrassenförmige Landschaft, umrahmt von geome- trisch geformten Buchshecken und symmetrischenRasenflächen angelegt. Zwei dunkle Spiegelteiche, die den Himmel reflektieren, unterbrechen die zweiteWiesenterrasse, die wie ein winziges Versailles struk-turiert ist. Weiter unten findet man hohe Hecken, zueinem schattigen Labyrinth geformt. Springbrunnen liefern einen musikalisch plätschernden Hintergrund. Am Ende des Gartens liegt ein langer Pfad, direkt an der Eisch, über dem die Bäume einen Bogen bilden. Vom Haus führt die Mythologische Allee, ein Gras-weg flankiert von Figuren aus der griechischen undrömischen Antike, darunter Bacchus, Venus und Her- kules, und an jedem Ende von einer Sphinx bewacht, zum Garten. Die Statuen sollen wie Carrara-Marmor aussehen, sind aber aus Stein gehauen und mit Kalk verputzt. Wie das Schloss selbst ist auch der Garten hauptsächlich entstanden, um das Ansehen der Besitzer zu vergrößern.

HOLLENFELS – EIN EINSIEDLER AN DER EISCH

© Jeannot Weber

Von Ansemburg ist es bloß ein kurzer Sprung zur Burg Hollenfels, deren trut- ziger Turm aus dem 14. Jahrhundert das kleine, malerisch gelegene Dorf überragt. In der Burganlage ist das Ökologie- und Jugendzentrum für Umwelterziehung des „Service national de la jeunesse” sowie eine Jugendherberge untergebracht – sehr nützlich, wenn man eine preiswerte Übernachtung in der Gegend sucht, vor allem wenn man das Tal zu Fuß ent- decken und die Erkundungstour in zwei Tage aufteilen will.

Nach Hollenfels empfiehlt sich ein kurzerStop in Schoenfels mit seinem äußerst pittoresken mittelalterlichen Turm, der gerade restauriert wird. Ein herrlicher Blick auf diesen eröffnet sich von oben, wenn man von der in Serpentinen steil abwärts führenden Straße aus RichtungKeispelt kommt. Alljährlich findet hier einSommerfest mit allerlei Kunsthandwerk und Ausstellungen im Schlosshof bzw. Turm statt.

Weiter geht es dann Richtung Mersch. Die Straße führt an einem mit Tannen bewaldeten Hang vorbei, so dass die Sonne nur ab und zu durchkommt. Hier sollen die „Wiichtelcher“ gelebt haben, mythische Wesen, die nachts die Arbeit der Menschen verrichten, aber auch ein Einsiedler, der sich um das Wohl derDörfler gekümmert haben soll.

MERSCH – SCHUH DER WIICHTELCHER 

© Henri Krier

Die letzte Etappe des Weges führt uns nach Mersch, wo das Schloss mitten im Zentrum gegenüber vom markanten Michelsturm liegt. Heute hat die Gemein- deverwaltung dort ihren Sitz. Eine Son- nenuhr am Turm und ein Springbrunnen vor der Burg tragen zum friedlichen Bild des Städtchens bei.

Schaut man sich Mersch heute an, käme man nie auf die Idee, dass sich hier ebenfalls die Wiichtelcher zahlreich angesiedelt haben sollen, denn heute ist es eine ziemlich normale Kleinstadt mit Geschäften. Errichtet im 13. Jahrhundert auf den Ruinen eines römischen Herren- hauses, über Jahrhunderte angegriffen, umgebaut und gestürmt, ist das Mer- scher Schloss ein Bespiel nicht nur der turbulenten Geschichte Luxemburgs, sondern auch dessen, wie ein einziges Gebäude die kulturelle Geschichte seines Landes in sich bewahren kann. Heute ist von der Burg nicht mehr viel übrig. Der Hauptturm steht noch, aber von dem einst von eindrucksvollen, dicken Stein- mauern umringten Schloss sieht man kaum noch etwas. Dennoch ist es einen Besuch wert. Auch wenn man nicht in die Burg selbst hineinkommt, lohnt ein Besuch sich allein schon für die in dem klitzekleinen Museum in der ehemaligen Schlosskapelle untergebrachten Glas- vitrine. Hier sind nämlich Originalobjekte aus dem 13. Jahrhundert ausgestellt: ein goldener Löffel, ein Messer, verzierte Gläser, eine Reitspore und ein Schuh. Ein Schuh, der so spitz und schelmisch ist, dass er wahrhaftig aussieht, als könnte es der Schuh eines Wiichtelchen gewe- sen sein.

Author: Cara V.Bland

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