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Genüsse von Streetfood bis Sterneküche

by Reesen Mag

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Vom Streetfood der Hawker Centres hin zu Sternerestaurants und Cocktailbars hoch oben in Wolkenkratzern: Der Stadtstaat Singapur ist allein wegen seiner exzellenten Küche eine Reise wert. Die multikulturelle Metropole behält zudem die Umwelt im Blick und setzt auf lokale Produkte und Nachhaltigkeit.

Lau Pa Sat, 20 Uhr, an einem Freitagabend. Es herrscht reges Treiben in diesem Hawker Centre, das nur unweit des New Financial District, einem der Finanzzentren Singapurs, gelegen ist. Die Warteschlangen vor den zahlreichen Streetfood-Anbietern sind lang: Lokale, chinesische, koreanische oder vietnamesische Spezialitäten werden in diesem im viktorianischen Stil gehaltenen Food-Court aufgetischt. Es duftet nach Gegrilltem, Herzhaftem, Zuckrigem. Unter den großen Ventilatoren, die frischen Wind in die schwere Stadtluft bringen, und im Außenbereich sind die Tische voll besetzt. Eine Bedienung gibt es nicht. Jeder nimmt seine Bestellung und setzt sich hin, wo er möchte … oder kann. Die Stimmung ist laut und ausgelassen. Es ist die Stimmung eines blühenden, sorgenfreien Stadtstaats.

Lau Pa Sat, ein historischer Hawker Centre

Lau Pa Sat ist unter anderem bekannt für sein Satay, kleine Spieße mit mariniertem, würzigem Fleisch. Dieses historische Hawker Centre (wörtlich: Straßenhändler-Zentrum) entstand, als die einstmals mit Karren durch die Gegend ziehenden Händler gebeten wurden, sich an gewissen Standorten niederzulassen. Der achteckige Stahlbau wurde in den 1830er-Jahren errichtet und seitdem perfekt restauriert. Eine kulinarische Ausnahmeerscheinung ist dieses Hawker Centre jedoch nicht. Es ist nur eins von rund 100 in ganz Singapur. Sie alle sind die Hüter einer Streetfood-Tradition, in der ein Schälchen Nudelsuppe oder eine Portion Chicken Rice oder Indian Rojak, diese köstlichen Teigteilchen mit Nudeln, Garnelen und Kartoffeln, jederzeit zu haben sind.

Peranakan-Kultur

Die Auswahl in den Hawker Centres ist groß, stehen diese doch stellvertretend für die ethnische Vielfalt dieser Stadt. Hier leben vor allem Chinesen, Malaien, Inder, Indonesier und Koreaner, aber auch Singapurer, die von den ersten chinesischen Siedlern abstammen, die mit ihrer Peranakan-Kultur im Gepäck im 16. Jahrhundert aus Malaysia kamen. Das Hawker Centre Tiong Bahru Market im gleichnamigen Viertel im Süden der Stadt ist am Wochenende ebenfalls gut besucht. In seinem schönen Rundbau empfängt es Liebhaber von Wanton Mee (Nudeln mit Eiern und gefüllten Teigtaschen), Chwee Kueh (gedämpfte Reiskuchen und Rettich) und von mit Schweinefleisch gefüllten Brötchen.

Austernkuchen im Maxwell Food Centre!

Im Stadtviertel Little India ist das Tekka Centre einer der kulinarischen Mittelpunkte des Subkontinents. Im Untergeschoss dieses Orts, der mit zahlreichen Geschäften und einem Lebensmittel- und Tiermarkt lockt, befinden sich mehrere Imbissstände. Neben Indian Rojak werden der bunt gemischten Kundschaft dort auch Snacks wie die berühmten Dums Briyani – Fleischgerichte mit würzigem Reis – angeboten. Chinatown, eine riesige Enklave mit vier verschiedenen Bereichen, besticht ebenfalls mit seinen Streetfood-Ständen. Das Maxwell Food Centre mit seinen dicht aneinandergereihten Ständen und Leuchtreklameschildern ist eine beliebte Anlaufstelle für die Angestellten des Viertels sowie für Familien. Neben Chicken Rice gehören Shepherd’s Pie and Devil’s Curry, ein äußerst scharfer Hackfleischauflauf, zu den Spezialitäten dieser mehrfach preisgekrönten Stände. Auch am Fuzhou Oyster Cake ist kein Vorbeikommen. Dieser Austernkuchen ist ein Geschmackserlebnis der ganz besonderen Art.

Das ehemals günstigste Sternerestaurant der Welt

Der Chinatown Complex ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Dieser Food-Court kam zu Weltruhm, als der Guide Michelin dem dortigen Imbissstand Hawker Chan (bekannt für sein Bak Chor Mee, Nudeln mit Hühnchen und Sojasauce) 2016 einen Stern verlieh. Das günstigste Sternerestaurant der Welt darf sich zwar mittlerweile nicht mehr mit der Auszeichnung schmücken, der Food-Court selbst profitiert jedoch noch heute davon. Nicht weniger als 260 Stände lassen hier Foodie-Herzen höherschlagen.

Internationale Spitzenköche

Apropos Guide Michelin: Singapur darf mit Stolz behaupten, die Heimat einiger der besten Restaurants Asiens zu sein. Sein Wohlstand, die gehobene Lebensweise einiger Einwohner und seine internationale Kultur locken immer neue Investoren an. Luxushotels und -restaurants schießen wie Pilze aus dem Boden und ziehen die besten Köche der Welt an. Ganze 42 Restaurants dürfen sich mit einem Michelin-Stern schmücken, darunter, seit 2022, La Dame de Pic im berühmten Hotel Raffles, dessen Karte die Handschrift der französischen Spitzenköchin Anne-Sophie Pic trägt. Sieben Etablissements wurden mit zwei Sternen ausgezeichnet. Die Restaurants Odette, Zen und Les Amis stehen mit drei Sternen ganz oben auf dem Treppchen.

Das Restaurant La Dame de Pic der französischen Küchenchefin Anne-Sophie Pic hat dem legendären Raffles-Hotel zu neuem kulinarischen Glanz verholfen. © La Dame de Pic

Die höchstgelegene urbane Farm der Welt

Wer nicht unbedingt in einem Sternerestaurant speisen möchte, findet in Singapur tausende Adressen, die alle von der kulturellen Vielfalt der Stadt inspiriert sind – von der Fusionsküche hin zur Cocktailbar im trendigen Lounge-Look. Auf den Dächern von Wolkenkratzern oder in angesagten Vierteln erwarten Besucher viele kulinarische Entdeckungen. In der 51. Etage des kürzlich erbauten CapitaSpring-Gebäudes im Central Business District folgen die Restaurants Kaarla und Oumi diesem Trend. Während das erste mit australischer Küche aufwartet, lockt das zweite seine Kunden mit japanischen Spezialitäten. Sie arbeiten beide mit Zutaten aus dem benachbarten Sky Garden, der sich als die höchstgelegene urbane Farm der Welt präsentiert. Gemüse, Obst, Kräuter … 130 Pflanzen wachsen dort in 280 m Höhe und genießen einen schwindelerregenden Blick auf die Supertanker, die in der Bucht vor Anker liegen.

Ökologischer Wandel

Das Gebäude verkörpert das Umweltbewusstsein einer Stadt, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ihren Energiekonsum zu senken und ihre Kohlenstoffemissionen auf spektakuläre Art auszugleichen. Der 6 Millionen Einwohner starke Tigerstaat nimmt nicht nur eine führende Position im Finanzwesen und Seehandel ein, sondern glänzt auch in Sachen Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit. Jedes neue Bürogebäude muss die Bodenfläche, die durch seinen Bau verloren geht, durch Grünflächen ausgleichen. Unzählige Gartenetagen, hochgelegene Mikro-Farmen und Pflanzenwände sind so entstanden – wie im Oasia Hotel, dessen Gartenfassade seit seiner Eröffnung 2016 grünt und gedeiht. Das ParkRoyal Collection Pickering beeindruckt mit seinem „vertikalen Wald“ und hängenden Gärten. In dieser Stadt, die 10 % ihrer Oberfläche der Landwirtschaft widmet, sind Hydroponik und Restaurants, deren Küchen mit frischen Zutaten direkt  aus dem Garten arbeiten (Kaarla und Oumi, aber auch Open Farm Community), immer mehr im Kommen. Und so ist die multikulturelle Millionenstadt Singapur nicht nur Weltmeister der internationalen Küche, sondern setzt auch – aus Notwendigkeit und Imagegründen – im Bereich der nachhaltigen Entwicklung ein ganz deutliches Zeichen.

Text & Fotos: Philippe Bourget

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