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Tasmanien – Eine Reise ins kulinarische Elysium

by Reesen Mag

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Wer ganz Australien bereist hat und erst am Schluss nach Tasmanien kommt, wird sich sicherlich ärgern, denn er hätte es einfacher haben können! Freundliche Menschen, eine überschaubare, nicht zu heiße Insel mit neunzehn Nationalparks, schattigen Wäldern, überwiegend leeren Stränden, vor allem aber mit köstlichem, exzellentem Essen.

In Australien gibt es Orte, die klingen so, als seien sie aus einem Märchen oder aus einem Fantasy-Roman frisch auf die Landkarte gepurzelt: die Schlucht der Regenbogenschlange, der Berg der Wolkenwälder, das Tal der flüsternden Bäume. Auf der traumhaft schönen Insel Tasmanien steigert sich das Ganze dann noch einmal. So findet man dort sowohl einen Garten Eden als auch einen Ort namens Paradies. The Garden of Eden liegt südlich von Devonport. Schottische Pioniere gaben der Küstenebene und einem kleinen Fluss einst diesen Namen. Gleich daneben gründeten sie einen Ort namens Promised Land. Das versprochene Land. Wer Tasmanien besucht, wird ihnen sicher recht geben. 

Die sauberste Luft der Welt

Tasmanien ist ein entspannter und perfekter Ort zum aktiven Erholen. Come down for air – runterkommen und durchatmen. Mit diesem Spruch wirbt Tasmanien um Besucher. Kein Wunder, schließlich hat die Insel die sauberste Luft der Welt und natürlich auch den saubersten Regen, der hier von einem Mineralwasseranbieter liebevoll Cloud Juice, Wolkensaft, genannt wird. Die fehlende Verschmutzung ist auf die Lage Tasmaniens im Südpolarmeer zurückzuführen. Denn die Insel liegt weit entfernt von anderen Landmassen. Tasmanien, die kühle Schöne, deren Regenwaldseen einst von Gletschern gespeist wurden und deren antarktische Seeluft nicht nur den Äpfeln – und natürlich dem Cider – eine ganz besondere Würze verleiht.

Im Sommer weht eine kühle Brise über das Land, und im Süden kann man auf einer einzigen Bootsfahrt entlang der schroffen Steilküsten Wale, Albatrosse und Seeadler sehen. Am Straßenrand stehen Schilder, die man in Australien eigentlich nicht erwarten würde.

„Bei Frost bitte langsam fahren“ zum Beispiel. Im Winter zeigt sich die sphärische Aurora Australis, das südliche Polarlicht, das wie ein zarter, leuchtender Vorhang am nächtlichen Himmel tanzt.

Tasmaniens feuchtes, grünes Herz

Ich folge dem sanften Rauschen des Nelson River flussaufwärts in Tasmaniens grünes, feuchtes Herz. Sattgrüne, tropfende Riesenfarne mit einem Schopf aus wippenden Wedeln. Alles ist hier lebendig. Die mit Moos bedeckten Felsen, die Pinien und Eukalypten, die in schwindelerregende Höhen wachsen. Der Nelson Falls Track führt direkt zu den bläulich schimmernden Kaskaden des breit gefächerten Nelson Wasserfalls. Das Wasser scheint zu singen, während es in die Tiefe stürzt.

Der Wasserfall sieht aus wie ein Brautschleier, schießt es mir durch den Kopf. Hochzeitspaaren müsste bei dieser Location das Herz aufgehen. 

Für die Flora und Fauna Tasmaniens hatte die Isolation der Insel zweifellos ihre Vorteile. Wie auf einer gigantischen Gondwana-Arche überlebten hier die höchsten Laub- und Hartholzbäume des Planeten. In den Eukalyptus- und Regenwäldern finden sich uralte Baumgiganten. Die ersten Besucher waren von der Natur so überwältigt, dass sie die höchsten Berge Tasmaniens den griechischen Göttern und Mythen widmeten. Nicht wundern also, wenn neben dem Hades auch Mount Olympus, Mount Pegasus, The Acropolis, ein Narcissus River und Lake Eros auf den Landkarten auftauchen.

Jakobsmuschel-Pastete in der Weinglasbucht

Man denke sich eine abgelegene, fruchtbare Insel im Südpolarmeer und füge dann die reinste Luft und das reinste Wasser der Welt hinzu. So erhält man Aromen, die man schwerlich sonst auf der Erde findet. 

Das absolute Muss für Feinschmecker ist die tasmanische Jakobsmuschel-Pastete. Für die Einwohner Tasmaniens, die Tassies, ist sie ein Grundnahrungsmittel. Frische tasmanische Jakobsmuscheln werden in einer cremigen Currysauce gekocht und sanft von köstlich butterigem und knusprigem Gebäck umhüllt. Das absolute Highlight sind die Jakobsmuscheln, die aus der Jakobsmuschelfischerei in Bicheno, einer entspannten Küstenstadt, stammen und dann in der Bakery 31 im Ort Ross liebevoll zubereitet werden. 

Natürlich ist die Insel im Südpolarmeer der perfekte Ort, um fast überall exzellente Meeresfrüchte zu genießen. Ich fahre entlang des Entrecasteaux-Kanals nach Süden, um direkt aus dem Meer gepflückte Flusskrebse und Abalone zu probieren. Von Austernhütten über Fish-and-Chip-Stände am Meer bis hin zu Gourmetrestaurants, Meeresfrüchte spielen auf den Speisekarten Tasmaniens immer eine Hauptrolle, meist mit wunderbaren Begleitern wie wildem Spargel oder Pilzen. Wie wäre es also mit einem Meeresfrüchteturm aus Austern, Garnelen, Hummer und Muscheln? Dazu ein Glas eisgekühlten Cider! 

Viele der Ortsbezeichnungen Tasmaniens lassen bereits den kulinarischen Zauber der Insel erahnen. Häufig sind es die Sehnsüchte des Gaumens, die hier verewigt sind. Ich stelle mir durstige Entdecker vor, die heiße Wüsten durchquert haben, dann mit dem Schiff nach Tasmanien übersetzten und ihre kulinarischen Gelüste auf die dortige Bergwelt projizierten. So wohl geschehen mit den Milkshake Hills. Ähnlich ist wohl auch der Name der Wineglas Bay auf der Cygnet-Halbinsel südlich von Hobart zustande gekommen. Die Bucht, so erklärte man mir, habe eben die runde Form eines Weinglases. Und der traumhafte Peppermint Grove Beach wurde nach dem Pfefferminzbaum benannt. Lecker: Iced Peppermint-Tea am Strand. 

Abschließend geht es zurück ins Küstenstädtchen Bicheno. Die Früchte des Meeres locken. 

Kristallkares Wasser, Traum-Strände und das mit Sicherheit beste Hummerbrötchen Tasmaniens. Elysium hat einen Namen: Tasmanien! Und das Hummer-Wunder hat eine Adresse: The Lobster Shack, 40 Waubs Esplanade, Bicheno. Schöne Reise und bon appétit.

Text: Joscha Remus

Header Bild: © Adam Gibson

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