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Sieben Tage auf der Nieuw Statendam der Holland America Line, von Fort Lauderdale über die Bahamas, die Dominikanische Republik, Turks & Caicos, Half Moon Cay und zurück. Ein Erfahrungsbericht.
Ich war zugegebenermaßen skeptisch. Vor etwa dreißig Jahren hatte mir die Teilnahme an einer der ersten der in Luxemburg inzwischen berühmt-berüchtigten „Päischtcroisières“ gründlich den Appetit auf schwimmende all-inclusive Hotels verdorben. Seither habe ich Kreuzfahrten gemieden. Wenn einem dann jedoch im kalt-nieseligen Luxemburger Januarwetter eine 7-tägige Kreuzfahrt in der Karibik schmackhaft gemacht wird, und das nach einer pandemiebedingten zweijährigen Reise-Durststrecke, wie könnte man da widerstehen?
Als ich an Bord der Nieuw Statendam der Holland America Line gehe, habe ich nur eine vage Vorstellung davon, was mich auf meiner ersten Kreuzfahrt durch die glitzernde Karibik erwartet.
Tag 1 – Ein glücklicher Anfang
Nach der Landung in Miami und dem Transfer zum Hafen von Fort Lauderdale kommt gleich die erste angenehme Überraschung: eine gut organisierte Einschiffung mit einem reibungslosen Ablauf, weniger stressig als jede Flughafenabfertigung. Als ich mich von der Küste Floridas verabschiede, bin ich bereits vom luxuriösen Ambiente, der schicken Ausstattung und dem herzlichen Empfang völlig überwältigt. Die Skepsis ist wie weggewischt und ich freue mich schon auf das, was kommen wird.
Kurs auf die Bahamas. Das Meer ist ruhig und das kaum merkliche Schaukeln des Schiffes ist gut verträglich. Dinner für alle gibt es auf dem Lido Deck (Buffet) oder im Dining-Room, ohne Reservierung. Da viele Amerikaner auf dem Schiff sind, heißt die Formel „all you can eat“. Nun ja, wer’s mag. Die Qualität lässt jedenfalls nichts zu wünschen übrig. Wer es etwas intimer und exklusiver liebt, kann gegen moderaten Aufpreis in einem der sechs verschiedenen Spezialitäten-Restaurants einen Tisch reservieren. Man hat die Qual der Wahl zwischen Rudi’s Sel de Mer (Seafood), Canaletto (italienisch), Pinnacle Grill, Tamarind (asiatisch) und Nami Sushi.
Tag 2 – Nassau, Bahamas: Mehr als ein Touristenparadies
Im Morgengrauen erreicht das Schiff die quirlige Hauptstadt der Bahamas. Nassau ist bunt, laut und chaotisch. Es gibt jede Menge Angebote für Entdeckungstouren, per Bus, per Pferdekutsche, per Taxi. Wer es versäumt hat, vorab an Bord eine solche Tour zu buchen, wird im Hafen geradezu von Angeboten erschlagen. Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen der Insel und so kann man an jeder Ecke ein Taxi oder eine Kutsche für eine Stadtrundfahrt buchen.
Wir haben uns entschieden, die Stadt per pedes zu erkunden und kommen am Ende auf ganze 12 km! Von historischen Kolonialgebäuden bis hin zu urigen Bars entfaltet sich das wahre Herz Nassaus vor unseren Augen. Auch die bunten Häuschen entlang des Hafens und natürlich den berühmten Straw Market lassen wir nicht aus. Lediglich das touristische Atlantis vermeiden wir, auch wenn es viele Besucher fast ausschließlich zu dieser imposanten künstlichen Oase zieht. Am späten Nachmittag gehen wir erschöpft, aber voller positiver Eindrücke (und mit schicken neuen Hüten vom Strohmarkt) wieder an Bord der Nieuw Statendam.
Tag 3 – auf See
Den dritten Tag verbringen wir auf See, derweil das Schiff auf die Dominikanische Republik zusteuert. Langweilig wird uns nicht, dafür wird auf unserem schwimmenden Paradies gesorgt: Entspannung am Pool, relaxende Spa-Behandlung, interessante Vorträge und Workshops, kulinarische Vorführungen – auf der Nieuw Statendam gibt es jeden Tag Gelegenheit, etwas Neues kennenzulernen und sich mit anderen Passagieren auszutauschen, was ein Gefühl von Gemeinschaft und Kameradschaft entstehen lässt.
Das klassische „Captain’s dinner“ wurde durch „dressy“ Abende ersetzt, so dass unsere mitgebrachte Abendgarderobe zum Einsatz kommt.
Tag 4 – Amber Cove, Dominikanische Republik
Nächster Hafen: Amber Cove in der Dominikanischen Republik. Wir haben eine größere Tour gebucht, die uns durch das Stadtzentrum von Puerto Plata und zu einigen der bekanntesten Sehenswürdigkeiten führt. Die berühmte „Umbrella Street“, eine Touristenattraktion mit über den Köpfen der Besucher schwebenden bunten Sonnenschirmen, ist die typische Instagram-Location und wimmelt von Touristen. Ebenfalls auf dem Programm: das Casa Museo Gregorio Luperón, das gänzlich dem Nationalhelden und Präsidenten Gregorio Luperón gewidmet ist. Er war der Anführer bei der Wiederherstellung der Dominikanischen Republik nach der spanischen Annexion im Jahr 1863. Ebenfalls auf dem Programm steht das imposante Fort San Felipe di Puerto Plata aus dem 16. Jahrhundert, das majestätisch den Ozean überblickt. Abgerundet wird unser Ausflug durch den Besuch einer lokalen Rumfabrik, inklusive Verkostung. Der Rum ist vollmundig, wärmend und perfekt karibisch.
Tag 5 – Grand Turk, Turks and Caicos: Keine Insel wie jede andere
Kap auf Grand Turk, historisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Inselgruppe Grand Turks and Caicos. Die vorab gebuchte Besuchstour führt uns einmal ganz um die nur knapp 10 Kilometer lange und 1,5 Kilometer breite Trauminsel. Außer dem Wahrzeichen der Insel, einem majestätischen Leuchtturm, der hoch aufragend, wie ein Leuchtfeuer, als Symbol für die Geschichte und die Widerstandskraft der Insel steht, gibt es nicht wirklich viel zu sehen. Das postkartenblaue Wasser und die weißen Sandstrände sind allgegenwärtig. Ein Kuriosum sind sicher die unzähligen halbwilden Esel, die die Insel bevölkern und überall an (und manchmal auf) den Straßen herumlungern.
Tag 6 – Half Moon Cay: Willkommen im Paradies
Das Tüpfelchen auf dem i ist die letzte Station unserer Reise: Half Moon Cay, die Privatinsel von Holland America. Mit seinen puderweißen Stränden, die in türkisfarbenes Wasser übergehen, scheint dieser Ort einem Traum entsprungen zu sein. Chillen bis zum Abwinken, Cocktails und Barbecue, schöner kann das Leben nicht sein! Als krönenden Abschluss haben wir die einmalige Gelegenheit, mit Stachelrochen zu schwimmen. Eine touristische Attraktion, aber dennoch einzigartig.
Tag 7 – Zurück nach Fort Lauderdale
Unser letzter Tag an Bord der Nieuw Statendam ist von einem besonderen Privileg geprägt: ein Treffen mit dem Kapitän und dem Chefkoch, gefolgt von einer exklusiven Führung hinter die Kulissen des Kreuzfahrtschiffes. Die Leidenschaft und das Engagement der Besatzung sind spürbar und tragen dazu bei, dass wir das gesamte Kreuzfahrterlebnis noch mehr zu schätzen wissen.
Während der gesamten Reise wurden wir in den verschiedenen Spezialitätenrestaurants des Schiffes verwöhnt. Jede Mahlzeit war eine kulinarische Reise für sich, von raffinierter französischer Küche bis hin zu scharfen asiatischen Kreationen, alles meisterhaft zubereitet und präsentiert.
Die Kreuzfahrt an Bord der Nieuw
Statendam war mehr als nur ein Urlaub. Es war ein Mosaik aus Erfahrungen, Kulturen, Geschmäcken und unvergesslichen Momenten, die weit über das Gewöhnliche hinausführten und mich endgültig mit dem Thema Kreuzfahrt versöhnten. Als die karibische Sonne an unserem letzten Tag untergeht, bleibe ich mit einer Fülle von Erinnerungen und dem unstillbaren Wunsch zurück, bald wieder in See zu stechen.
Text: Bibi Wintersdorf
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