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Düsseldorf – Auf Schienen zum Rhein

by Reesen Mag

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Mit welchen drei Schlagwörtern würden Sie Ihren letzten Städtetrip beschreiben? In unserem Fall wären es: stressfrei – Little Tokyo – überraschend. Das Reiseziel war Düsseldorf. Die Reisezeit war Winter und das Reisemobil war der Direktzug der CFL – Düsseldorf.

Eine vierstündige Zugreise entfernt liegt die uns bis dato unbekannte Rheinmetropole. Eigentlich müsste Düsseldorf „Rheinstadt“ heißen, denn der Rhein dominiert den kleinen Nebenfluss namens „Düssel“, der sich seinerseits sehr diskret durch die Stadt schlängelt. Ein Dorf ist es definitiv auch nicht.

Tagträumen am Fenster

Ohne Vorkenntnisse, ohne Auto, dafür mit Teekanne und einem frischen Croissant im Gepäck beginnen Anne und ich unsere Reise am Bahnhof Luxemburg. Anne mit Fotoapparat, ich mit Kugelschreiber und Notizblock. Die Uhrzeit, kurz nach 6 Uhr morgens, lässt ein stressfreies Wegnicken bei voller Fahrt erahnen. Kein Stau, keine Autokümmergedanken und kein Parkstress in Aussicht. Wir plaudern. Noch ist es dunkel. Die erste Aufregung hat sich gelegt. Wäre ich dem Ruf des Sandmanns nicht gefolgt, hätte sich mein Buch über etwas Zuwendung freuen können. Oder mein Laptop. Oder aber – was ich eigentlich bei vollem Bewusstsein auch liebend gerne mache – ich hätte aus dem Zug die vorbeifliegende Landschaft betrachtet und in den Tag geträumt.

Wir sind beide beeindruckt vom Fensterpanorama: steile Weinberge, der Rhein, Burgen und alte Fachwerkhäuser. Anschließend quer durch Bonn und Köln bis zur Endstation. Mit dieser direkten Verbindung und der Ankunft kurz nach 10 Uhr morgens liegt der Tag noch vor uns. 

Little Tokyo in Düsseldorf

Vorbei an mit japanischen Schriftzeichen versehenen Schaufenstern von Bücherläden und Lebensmittelgeschäften, an Wäschereien und etlichen japanischen Restaurants spazieren wir zum Hotel im Stadtteil „Little Tokyo“. Mehr als 8.400 Japaner leben in diesem Viertel rund um die Immermann- und Klosterstraße. Deutschlands größte japanische Community ist hier zu Hause. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Schwerindustrie im Ruhrgebiet immer mehr Firmen aus Fernost an die Stadt am Rhein. Inzwischen haben sich rund 600 japanische Unternehmen in und um Düsseldorf angesiedelt. Wenn Sie der fernöstlichen Kultur zugeneigt sind, dann besuchen Sie den japanischen Garten im Nordpark. Wir haben es bei unserem 2,5-tägigen Erstbesuch leider nicht geschafft. Wer hätte auch gedacht, dass Japan dem Rhein so nah ist?

Glitzer, Käse und Backstein

Nach dem Einchecken im Hotel geht es gleich weiter, diesmal per pedes Richtung Hofgarten, Altstadt und Rhein. Zwischen dem Hofgarten und dem Graf-Adolf-Platz, beidseitig vom Stadtgraben, befindet sich die Königsallee. Und wie der Name es schon verrät, widmet sich diese Einkaufsstraße den etwas königlicheren Geldbeuteln. Nichtsdestotrotz ist die „Kö“ eine sehr schöne, grüne Flaniermeile, vor allem abends, wenn es hinter den Vitrinen glitzert und funkelt. Nicht weit weg, in der südlichen Altstadt, im Stadtteil Carlstadt, lädt der überdachte Markt ein, sich die Einkaufstaschen mit Leckerem zu füllen. Am Carlsplatz herrscht buntes Treiben: über 60 Stände bieten unter anderem Käse, frischen Fisch, Exotisches, Regionales, ofenfrische Backwaren, ausgefallene Delikatessen, Süßes und Blumen an. Vor allem mittags tummeln sich die Leute hier, zum Einkaufen, zum Essen und zum Begegnen und Plaudern. Beim Flanieren durch die Gassen der Altstadt fühlt man sich ein wenig an Amsterdam erinnert. Der Grund sind die Backsteinfassaden mit ihren typischen Fensterumrahmungen. Durch Umwege und klassische touristische Verzögerungen ist der erste Tag in der uns unbekannten Stadt ausreichend gefüllt. 

Rundumblick mit Kulinarik

Gerade weil uns im Dezember doch ein etwas kühler Wind um die Nase strich, war der Besuch des Rheinturms ein sehr willkommener Programmpunkt. Der 240,5 m hohe Turm steht direkt neben dem nordrhein-westfälischen Landtag. Für zehn Euro pro Person fährt man mit dem Lift zur Aussichtsplattform auf 168 m. Vier Meter in der Sekunde wird man in die Höhe befördert, das typische Druckgefühl in den Ohren inklusive. Oben laden der weite Blick zum Sattgucken – bei gutem Wetter kann man sogar den Kölner Dom sehen – und die Torten zum Sattessen ein. Wer’s herzhafter mag, begibt sich ins Restaurant auf 172,5 m. Dieses dreht sich in 72 Minuten einmal um seine eigene Achse!


Am Horizont: der 240,5 m hohe Rheinturm. Von seiner Aussichtsplattform aus kann man bei gutem Wetter sogar den Kölner Dom sehen. 

Von oben kann man auch den Medienhafen gleich neben dem Rheinturm erkennen. Früher war es ein echter Hafen, heute ist es ein „Must See“ für Architekturliebhaber, der Sitz vieler Unternehmen aus den Branchen Medien, Kommunikation, Mode, Architektur sowie Kunst und Kultur und ein Treffpunkt zum Ausgehen am Abend. 

Kunst „to go“ und „to stay“

Haben Sie schon einmal an einer Hauswand ein Riesenrätsel gesehen? In Flingern-Süd in und rund um die Kiefern- und Fichtenstraße tummeln sich die buntesten Gestalten und ausgefallensten Formen an den Hauswänden. Was heute Streetart ist, stammt aus einer früheren links-alternativen Hausbesetzerszene. Streetart mit Hintergrund, sehenswert!

Wer, wie ich, eine Schwäche für Second-Hand-Mode und die etwas „anderen“ Geschäfte hat, der bleibt einfach gleich in Flingern. Die Acker-, Birken- oder Lindenstraße in Flingern-Nord beispielsweise beherbergen Läden wie „Lieblingsstücke“, „Elementarteilchen“ oder „Koko selected“ für Ausgewähltes aus zweiter Hand oder „Rikiki“ für den etwas anderen Bürobedarf.


Haben Sie schon einmal an einer Hauswand ein Riesenrätsel gelöst? 

Wie jede größere Stadt hat auch Düsseldorf jede Menge Museen anzubieten. Wäre uns ein Regentag untergekommen, hätte ich mich persönlich für das „Akki“ (Aktion & Kultur mit Kindern) entschieden. Das Kindermuseum verspricht interaktiv gestaltete Ausstellungen der anderen Art und das für die Altersklassen 5 bis 105! 

Wären es bei unserem Besuch saisonbedingt nicht so kalt gewesen, wäre eine Erkundung mit dem Drahtesel sicherlich eine Option gewesen, zumal die Fahrradmitnahme im Direktzug gegen einen kleinen Aufpreis problemlos möglich ist. Am Rhein entlangzuradeln und die Stadt vom Fluss her zu erleben, hat sicherlich etwas Besonderes. Im Sommer laden die Terrassen, die Freitreppe und die grünen Wiesen am Ufer zum Verweilen ein. Auch abseits vom Wasser führen Fahrradwege quer durch die Stadt. In einer anderen Jahreszeit hätten wir wohl auch Glühwein gegen Bier getauscht und das wahrscheinlich in der Bolkerstraße, an der längsten Theke der Welt. „Iss, was gar ist, trink, was klar ist, sag, was wahr ist“ steht an einer der Fassaden der aneinandergereihten Ausgehlokale. 


In Flingern-Süd gibt es unzählige Streetart Malereien zu bestaunen.

Pause auf Schiene

Nachdem wir den Vormittag unseres Abreisetages noch gut nutzen konnten – zum Spaziergang, Einkaufen und natürlich zum Essen – machten wir uns gegen 13 Uhr auf zum Hauptbahnhof. Die bunten Schließfächer am Bahnhof waren uns bereits bei der Anreise aufgefallen. Wer seinen Koffer nicht den ganzen Tag mit sich rumschleppen möchte, kann ihn getrost für max. 24 Stunden hier unterstellen.

Wir holen uns schnell noch einen Kaffee und ein, oder lieber zwei Quarkbällchen für unterwegs, und machen es uns im Zug gemütlich. In der 1. Klasse ist die Sitzplatzreservierung verpflichtend, in der 2. Klasse freiwillig. Mit der Direktverbindung kurz vor 14 Uhr landen wir noch vor 18 Uhr am Luxemburger Hauptbahnhof. Zeitlich optimal, um den Anschlusszug nach Mersch oder Ettelbrück zu bekommen, wo unsere Autos auf uns warten. Zu Hause kamen die Leckereien vom Carlsplatz ganz gut, um den Städtetrip genüsslich ausklingen zu lassen.

Die Stadt hat uns beide überrascht und begeistert. Wir kommen sicher noch einmal wieder, gerne in einer wärmeren Jahreszeit, damit wir Düsseldorf nochmal anders kennenlernen.

Text: Stéphanie Krischel
Fotos: Anne Lommel

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