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VON WEGEN SPIEßIG!

by Reesen Mag

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Früher hieß es, die Eifel sei nur was für ältere Semester in kurzen Hosen, Sandalen und Kniestrümpfen. Dieses Klischee ist heutzutage glücklicherweise überholt. Längst haben auch junge Leute, Walker und Wellnessfans die einzigartige Natur und vielfältige Kultur dieses Mittelgebirges für sich entdeckt.

Vulkankrater, in denen Seerosen blühen, dutzende Burgen und Schlösser, die verwunschene Moorlandschaft des Hohen Venns, ein Nationalpark mit echten Rangern, mittelalterliche Fachwerkstädtchen, kulinarische Leckerbissen samt kleinem, aber feinem Weinbaugebiet. Dazu Sagen und Legenden, geheimnisvolle „Eifeltiger“ sowie, last but not least, ganz schön sympathische Einwohner. Na, auf den Geschmack gekommen? Dann begleiten Sie uns auf eine kleine Einsteigertour in die Eifel …

Trutzige Festen, Adel in Not und ein übler Schurke

Mehr als 130 Burgen thronen auf den Koppen der Eifel, darunter eine der schönsten Deutschlands, die Burg Eltz, deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Da das alte Gemäuer sich großer touristischer Beliebtheit erfreut, kann man sich bei seinem Besuch lebhaft vorstellen, wie beengt es wohl gewesen sein muss, als sich hier einst mehr als hundert Bewohner drängten. Eine sagenhafte Legende rankt sich um die Genoveva-Burg in Mayen. Von hier musste die gleichnamige Burgherrin angeblich vor den Nachstellungen des bösen Statthalters Golo in den Wald fliehen, wo sie sechs Jahre im Exil verbrachte und Mutter wurde. Eine Hirschkuh half ihr zum Glück mit der Milch aus. Der Schurke wurde vom rächenden Gatten, dem Grafen Siegfried, zur Strafe gevierteilt. Vermutlich schmort Golo heute in den Tiefen der Hölle. Nicht ganz so tief kann man im Schieferbergwerk unter der Burg durch düstere alte Stollen irren.

Shoppen und Schnabulieren vor Fachwerkkulisse 

Nur ein paar Kilometer von Mayen entfernt liegt das Bilderbuchörtchen Monreal. Gleich zwei Burgruinen überragen die Fachwerkhäuser entlang des Flüsschens Elz, über eine Brücke gelangt man zur spätgotischen Pfarrkirche oder ins idyllisch gelegene Café Altes Pfarrhaus. Fashionistas kommen in Bad Münstereifel auf ihre Kosten. Als vor ein paar Jahren der wirtschaftliche Niedergang drohte, verwandelte man als Rettungsmaßnahme die ganze Innenstadt in ein Outlet-Store. Der Plan ging auf, seither tummeln sich hier die Schnäppchenjäger. Sowie Schlagerfans und Naschkatzen: In Bad Münstereifel leben nämlich Heino und Hannelore und servieren in ihrem Café schwarzbraune Haselnusstorte. Doch das wohl schönste Fachwerk-Ensemble, das auch gern als Filmkulisse dient, bietet die ehemalige Tuchmacherstadt Monschau. Durch die gepflasterten Gassen flaniert man an der Rur vorbei, überragt wird der Ort von der Burgruine Haller und der Burg Monschau, auf der jeden Sommer ein Open-Air-Festival stattfindet. Bekannt ist das Städtchen für das „Rote Haus“, eine vornehme Tuchmachervilla aus dem Jahr 1752, in der man dem einstigen Großbürgertum in die gute Stube gucken kann. Nur ein paar Gehminuten entfernt liegt die Historische Senfmühle, die seit 1882 nicht nur leckeren Senf in mittlerweile über zwanzig Sorten produziert, sondern auch besichtigt werden kann. Unbedingt die Senfpralinen probieren! 

Auf Holzplanken durchs verwunschene Moor

Rund um die historische Altstadt erstreckt sich das „Monschauer Heckenland“. Der Name stammt von den meterhohen Buchenhecken, die einst gepflanzt wurden, um die sogenannten „Höhendörfer“ in den Wintermonaten vor dem heftigen Schnee zu schützen. Auch wenn es heute nicht mehr ganz so stark schneit, werden die Hecken liebevoll gepflegt und gelten als eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Nordeifel. Die Höhendörfer sind zugleich optimale Ausgangspunkte für Erkundungszüge durch das Hohe Venn. Dieser grenzüberschreitende Naturpark ist eines der letzten Hochmoore Europas und steckt voller Schauermärchen. Ein deutliches Zeichen dafür sind die Kreuze, die dem Spaziergänger auf seinen Wanderungen immer wieder begegnen. Denn im Hohen Venn verirrten sich im Lauf seiner langen Geschichte nicht nur unzählige Unglückliche, auch der ein oder andere Mord wurde hier begangen und spuken tut es sowieso. Die meisten tragischen Schicksale sind aber dem Tod durch Ertrinken bzw. Ersticken im Sumpf geschuldet. Die streng einzuhaltenden Wege durch das Venn dienen daher nicht nur dem Naturschutz, sondern auch der Sicherheit der Wanderer. Am besten nimmt man einen der hölzernen Plankenpfade, die mitten durch die Sumpflandschaft führen.

Von der Ordensburg zum Nationalparkzentrum

Der Fauna und Flora der Region sowie den örtlichen „Eifeltigern“, wie Wildkatzen hier genannt werden, kommt man am besten im Nationalpark Eifel auf die Spur. Dessen Hauptsitz ist das Nationalparkzentrum Eifel Vogelsang IP, das mitten im Wald liegt und von wo sich ein fantastischer Blick auf den Rursee bietet. Der heute so friedliche Ort, von dem aus man mit echten Rangern geführte Touren unternehmen kann, hat allerdings eine dunkle Vergangenheit. Vogelsang war im Dritten Reich eine jener berüchtigten Kaderschmieden, in denen die Nazis ihren Elite-Nachwuchs ausbildeten. Da die Gebäude aus Denkmalschutzgründen nicht abgerissen werden durften, machte man Anfang der 2000er Jahre aus der Not eine Tugend und das NS-Bollwerk zum Zentrum für Natur und Begegnung, ohne die Vergangenheit zu verschweigen. In der Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“ wird die Geschichte der „Burg“ erläutert. 

Regierungströpfchen und Regierungsbunker

Eine skurrile Fußnote des Kalten Kriegs findet sich hingegen unter den Weinbergen des Ahrtals: Hier wurde in den 1960er Jahren ein Bunker gebaut, um der Regierung und ihrer Entourage, insgesamt etwa 3000 Personen, im Falle eines Atomschlags für dreißig Tage das Überleben zu sichern. Seit einigen Jahren ist ein Teilstück der unterirdischen Stadt für die Öffentlichkeit zugänglich, inklusive Krankenstation, Kantine und vintagemäßigem 60er-Mobiliar. Gebunkert wurde hier auch das berühmte „Bonner Regierungströpfchen“, ein süffiger Rotwein, für den das Weinbaugebiet über die Grenzen hinaus bekannt ist. 

Badespaß und Streichelzoo auf dem Vulkan

Die Dichterin Clara Viebig nannte die Maare die „Augen der Eifel“. Der schönste dieser über fünfzig Seen vulkanischen Ursprungs, in dem es auch einen Badebereich gibt, ist zur Zeit der Seerosenblüte das Meerfelder Maar in der Nähe von Manderscheid (ebenfalls berühmt für seine Ritterburgen). Am romantischsten liegt dagegen das sagenumwobene, auch „Totenmaar“ genannte Weinfelder Maar. Der Blick von der Friedhofskapelle über den See ist atemraubend. Ein Highlight für kleine Besucher: Rund um das Maar laufen Esel frei herum, die das Grünzeug kurz halten und sich gern streicheln lassen.

Autor: Susanne Jaspers

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