Kreta, die Fitnessinsel

by Reesen Mag

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Die zurückgezogen inmitten ihrer verschneiten Berge lebenden Kreter haben in den 1960er Jahren im Rahmen der Sieben-Länder-Studie Wissenschaftler aus aller Welt mit ihrer überdurchschnittlich langen Lebenserwartung verblüfft. Aus dieser Zeit stammt auch die Kreta-Diät. REESEN hat sich auf die Suche nach dem besten Rezept gemacht. Die Hauptzutaten? Bewegung und gesunde Ernährung.

Die Luft ist trocken. Nicht so schwer, warm und feucht, wie man sie zum Beispiel aus asiatischen Regionen kennt. Hier ist sie klar, belebend, sie tut gut. Auf der Insel der Götter ist es das ganze Jahr über mild.

Beim Anflug auf die größte und südlichste der griechischen Inseln fällt vor allem eines ins Auge: Die Gegend rund um Iraklio, wo sich der internationale Flughafen befindet, wirkt schroff. An der Küste entlang fallen die riesigen Felsen in das azurblaue Wasser, auf dessen tanzenden Wellen die ewige Sonne glitzert. Bäche suchen sich den Weg bis ins Meer und locken die durstigen Ziegen und Schafe an. Wie viele es wohl sind? Tausende? Schwer zu sagen. Den Einwohnern sind sie jedenfalls zahlenmäßig überlegen.

Die Olivenbäume setzen auf den kalkigen Berghängen frische, grüne Farbtupfer. Das pausenlose Zirpen der Zikaden ist nicht zu überhören. Wenn Sie ein Exemplar aus der Nähe betrachten möchten, schleichen Sie sich an einen Baum heran und suchen Sie nach den Blättern, die im Schatten liegen, da verstecken sich die Gesangskönige am liebsten.

Das strahlende Blau des wolkenlosen Himmels macht unternehmungslustig und erinnert an den ein oder anderen guten Vorsatz. Lust auf ein kleines Fitnessprogramm?

Regelmäßige Bewegung

Gehen und Wandern stehen auf der Aktivitätenliste der Insel Kreta ganz oben. Früher war es gang und gäbe, für Besorgungen in den 10 Kilometer (!) entfernten Nachbarort zu laufen. Solch eine Entfernung hat noch keinen Kreter aus der Fassung gebracht. Viele angelegte Wege, vor allem an den Küsten, locken zu kurzen Rundwanderungen.

Unerschrockene bewältigen den bekanntesten Trekkingweg der Insel in den Samaria-Schluchten (16 km, 1.250 m Höhenunterschied). Wenn Ihnen die 2.000 anderen täglichen Wanderer auf diesem Weg zu viel sind, erkunden Sie besser die auch wesentlich schönere Imbros-Schlucht (6 bis 7 km). Machen Sie sich auf jeden Fall schon gegen 5 Uhr morgens auf die Socken und denken Sie an Kopfbedeckung und ausreichend Wasser. Eine Wanderung in diesen Gebieten ist übrigens gebührenpflichtig.

Sind Sie durchtrainiert? Dann ist der Aufstieg auf den Berg Psiloritis (2.456 m), der höchste Punkt der Insel, eine anspornende Herausforderung.

An der Nordostspitze der Insel spazieren Sie über die Landenge zum Kap Sideros. Der Zutritt zur Landzunge ist verboten, da sich dort ein Marinestützpunkt befindet. Der zugängliche Weg ist aber weit genug für atemberaubende Ausblicke auf rote Felsen, ein grünes Meer und eine mondähnliche, aride Landschaft.

Im Süden fahren Sie mit dem Auto von Ierapetra bis Agios Ioannis, ein fast verlassenes Dorf, in dem die wildwuchernden Weinstöcke und Feigenbäume den Ruinen langsam den letzten Lebenssaft aussaugen. Gehen Sie ein paar Kilometer zu Fuß an der Küste entlang. Spüren Sie, wie Sie eins werden mit der Natur? Welche Faszination von den wunderschönen, orthodoxen Kapellen ausgeht? Gänsehautmomente, die Sie in der touristisch überlaufenen Samaria-Schlucht bestimmt nicht empfinden.

Von Handras aus fahren Sie durch Olivenplantagen vorbei an weißen Häuschen, für die die meisten Touristen leider auch keinen Blick haben, bis zur verlassenen Mittelaltersiedlung Voila. Schilder lotsen Sie verlässlich bis zum Ziel. Nach zwei Kilometern kommen Sie an einer alten Kapelle aus dem 15. Jahrhundert vorbei, die nicht verschlossen ist: Gehen Sie ruhig hinein und bewundern Sie die fantastisch erhaltenen Ikonen und Fresken. Dieser Ort gehörte einer Aristokratenfamilie aus Venedig, die unter der türkischen Besatzung zum Islam konvertierte. Übrig sind auch noch ein hübscher Brunnen und ein Turm mit Gewölbesälen. 

Die Sonne sinkt allmählich, es wird kühler. Ein von der Geschichte geprägter Tag geht zu Ende. 

Gesunde Ernährung

Neben dem regelmäßigen Gehen ist die gute Gesundheit der Kreter auch auf ihre Ernährung zurückzuführen. 

„Die Küche Kretas ist saisonfrisch“, erklärt uns eine Restaurantbesitzerin in Rethymnon. „Wir essen einfach, was der Garten je nach Jahreszeit zu bieten hat. Gemüse wie Zucchini, Tomaten und Gurken können auf so abwechslungsreiche Weise zubereitet werden. Rindfleisch essen wir kaum, durch die landschaftliche Beschaffenheit werden bei uns eher kleinere Tiere gezüchtet. Wir bevorzugen Kaninchen, Tauben, Geflügel und Schafe. Jede kretische Familie hatte die Angewohnheit, Lebensmittel für den Wintervorrat zu trocknen: Fisch, Fleisch, Gemüse. Zucker verwenden wir nicht, aber Honig und viele Kräuter aus dem Garten, darunter Thymian, Rosmarin, Minze und Oregano.

Die Dutzenden Käsesorten stellen wir aus Schafs- und Ziegenmilch her. Und natürlich kochen wir ausschließlich mit Olivenöl, das nur wenig Säure enthält. Durch unsere heutigen Lebensumstände wurden aber viele dieser Gewohnheiten über Bord geworfen: Im Supermarkt findet man alles, egal ob das Produkt gerade Saison hat oder nicht, und wir legen fast jeden Weg mit dem Auto zurück. Deshalb gibt es auch bei uns jetzt vermehrt Herz-Kreislauferkrankungen, und zwar bei den jüngeren Menschen, die auf Fast Food schwören und insgesamt einen bequemeren Lebensstil führen – die ältere Generation bleibt von diesem gesellschaftsbedingten Phänomen verschont. Meine Oma ist mit 97 Jahren topfit!“

Autor: Martine Carret

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