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FESSELNDES KAP VERDE

by Reesen Mag

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Die Uhren in Santo Antão ticken angenehm langsam. Die Wellen brechen sich an den Klippen, der schwarze Sand glitzert in der Sonne. Wie Konfetti liegen die zehn Inseln von Kap Verde mitten im Atlantik, zwischen Südamerika und Afrika. Auf diesem ursprünglichen Vulkanarchipel lässt sich entspannt in unverfälschter Natur leben. Musik und Lachen sind so präsent wie die Sonne am Himmelszelt.

Vor der Küste Senegals, keine sechs Flugstunden von Luxemburg entfernt, liegen die kapverdischen Inseln, 570 Kilometer vor der Küste Westafrikas. Die Vulkaninseln besitzen keinen einzigen Rohstoff, der abgebaut und verkauft werden könnte. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche beträgt nur 37.000 Hektar, 9 % der Gesamtfläche. Der Reichtum von Kap Verde? Das ganzjährig dank der Passatwinde milde Klima, die unberührten Strände, die freundliche Bevölkerung, der personalisierte Tourismus.

Die Ankunft auf der Insel Sal fesselt uns. Die Aussicht nimmt uns den Atem: Ockergelbe Felsen und weiße Sandstrände zeichnen sich vor einem tiefblauen bis lagunengrünen Atlantik ab. Und dann schlägt uns die Hitze entgegen: Das Thermometer schwankt zwischen 25 und 30 °C, nachts und im Winter sinkt die Temperatur auf rund 20 °C. 

Die Insel lebte früher vom Salzexport (daher auch der Name Sal) und vom Fischfang. Mit ihren 350 Sonnentagen im Jahr hat sich Sal nun bewusst der Zukunft zugewendet, setzt auf den Tourismus und hat die europäische Kundschaft von sich überzeugt. Auf der 30 mal 12 km großen, flachen Insel kommen Wassersportbegeisterte voll auf ihre Kosten: Auf dem Programm stehen Tauchen, Windsurfen, Kitesurfen und Bodyboarden. 

KLEINE INSELN, GROßE UNTERSCHIEDE

Kap Verde besteht aus zwei Inselgruppen, die Inseln Barlavento, „über dem Wind“ im Norden – Boa Vista, Sal, São Nicolau, Santa Luzia, São Vicente und Santo Antão – und die Inseln Sotavento, „unter dem Wind“, im Süden – Brava, Fogo, Santiago und Maio.

Jede Insel hat ihren eigenen Charme, ihre eigene Seele, ihre eigenen Landschaften und ihre eigene Kultur. Das kapverdische Kreol klingt genauso melodisch wie die brasilianische Sprache, ist aber weniger rau und schroff als das Portugiesische.

Neben Sal sind auch Boa Vista (mit Direktflügen von und nach Luxemburg) und Maio flache und sehr trockene Inseln. Boa Vista (Schöne Aussicht), die östlichste Insel des Archipels, die nur 450 Kilometer vor der Küste Senegals liegt, erinnert mit ihren schwindelerregenden Dünen an die Sahara. Die quasi menschenleeren, unberührten Strände von Maio sind ein wahres Erholungsparadies. Die anderen Inseln sind bergiger und haben eine dichtere Vegetation.

Auf Fogo ist der  aktive Vulkan mit seinem 2829 m hohen Gipfel bei Wanderern sehr beliebt. Von Sal aus können Sie São Vicente erkunden. Nur 2 % des trockenen Bodens können landwirtschaftlich genutzt werden, der Wassermangel hat sich in der Vergangenheit stark bemerkbar gemacht. Die Entsalzungsanlagen sind zu klein, um mehr Land zu bewässern.

Sao Vincente wurde am 22. Januar 1462, dem Namenstag des heiligen Vincents, von dem Portugiesen Diogo Afonso entdeckt. In Mindelo, dem Hauptort der Insel und mit 72.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Archipels, verleihen die bunten Kolonialhäuser der Stadt ein sehr britisches Flair.

DIE BARFÜßIGE DIVA

„Wo lebte Cesária?“, fragen die Touristen immer wieder. Und immer ist jemand gerne bereit, sie zum Haus der berühmten, 2011 verstorbenen Sängerin zu führen, das nicht weit vom Gouverneurspalast entfernt steht. Sie war es, die die traditionelle Musik Morna international bekannt gemacht hat, eine Mischung aus portugiesischem Fado und argentinischem Tango. Die „barfüßige Diva“, wie sie auch genannt wurde, sang sowohl in kreolischer Sprache wie auch in Französisch und trat in den größten Konzertsälen der Welt auf, darunter das Olympia in Paris.

Als sie in den 1960ern ihre Karriere begonnen habe, habe niemand gewusst, wo Kap Verde liege, erzählte sie gerne, aber das habe sich dann geändert. „Ich habe Gänsehaut, wenn ich daran denke, dass ich mein Land in der ganzen Welt bekannt gemacht habe, meinte sie eines Tages zu uns. Es ist, als hätte ich meine Mission erfüllt.“

An der Küste von Mindelo lockt der bunte Fischmarkt mit seinem großen Angebot an Zackenbarschen, Goldmakrelen, Langusten und Rotbarben. In der Innenstadt werden auf dem überdachten Markt Obst und Gemüse angepriesen, auf dem Platz Estrela mit der Statue von Diogo Afonso verkaufen die „Afrikaner“, sprich Senegalesen, Malier, Guineer und Kameruner Souvenirs, Nippes und Statuen, die mit Kap Verde nicht viel zu tun haben. In dem bunten Treiben ist überall Französisch zu vernehmen.

EIN BISSCHEN GRÜN

Von São Vicente aus bringt uns die Fähre in einer Stunde in eine andere Welt: auf die Insel Santo Antão. Von Porto Novo führt die Estrada de Corda (Pflastersteinstraße) bis in die Berge. Die kargen, braunen Vulkanlandschaften weichen bewachsenen Hängen mit Mimosen und Koniferen. Die Serpentinen und Kurven sind beeindruckend. Halten Sie am Vulkankrater „Cova“, der heute landwirtschaftlich genutzt wird.

Ab dem Paùl-Tal starten mehrere Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsniveaus. Zuckerrohrfelder, Bananenplantagen, Besichtigung einer Grogue-Fabrik (Zuckerrohrschnaps): Genügend Gründe, sich auf Entdeckungstour zu begeben.

Wer nicht mehr wandern mag, wartet am Straßenrand auf den Bus Aluguer und fährt mit bis zur nächsten Stadt, wie Ponta do Sol mit den bunten, mal grell-, mal pastellfarbenen Häusern, die an Kuba erinnern.

Die Uhren in Santo Antão ticken angenehm langsam. Die Wellen brechen sich an den Klippen, der schwarze Sand glitzert in der Sonne. Abends nach der Schule schlagen die Kinder mit Holzstöcken auf Fässer. Auch auf dieser Insel ist die Musik fast eine Religion und die Expats bringen mit der Morna und der brasilianischen Modinha Nostalgie und Heimweh zum Ausdruck.

Um sich zu erholen, neue Kraft zu tanken, nach Lust und Laune zu flanieren, sind diese Inseln mit ihrer Vielfalt ein idyllischer Ort, der genauso Sportbegeisterte wie Urlauber auf der Suche nach Ruhe, Musikfans, Feierlustige und Geschichtsinteressierte überzeugen wird.

Autor: Martine Carret

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