DIE KUNST DER MUßE

by Reesen Mag

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Die Halbinsel Darß an der Ostsee – das sind Strand und Sonnenbaden, vor allem aber imposante Steilküsten, Rastplatz für Zehntausende Kraniche im Herbst und das Zuhause einer der ältesten Künstlerkolonien in Deutschland. 

Der Weststrand ist eine wilde Idylle. Jede Welle verändert die Sandküste und hier weht es meistens ordentlich. Kiefern aus dem Darßwald liegen quer über dem Strand, weil ihnen das stürmische Meer den Boden unter den Wurzeln weggespült hat. Andere Nadelbäume hat die Natur geformt, die stetige Brise vom Wasser her hat ihre Kronen in Richtung Land gedrückt, deshalb heißen sie Windflüchter. Die Küste zwischen Ahrenshoop und dem Leuchtturm „Darßer Ort“ ist so rau wie romantisch.

Urlaubsandenken liegen hier in den Spritzwasserstreifen: Das salzige Wasser lagert versteinerte Seeigel und Donnerkeile, Reste von Tintenfischen aus der Kreidezeit, hier ab.

Wenn im Herbst Kaminwetter ist, auflandiger Wind und Wellenkämme den Meeresboden aufwirbeln, können sich Ausflügler schon auf den nächsten Tag freuen. Denn nach dem Sturm, wenn sich das Meer wieder glattlegt und der Himmel wieder leuchtet, dann fällt aus angeschwemmten Tangbüscheln beim Hochheben und Schütteln manchmal ein Bernstein heraus, wenn auch meist nur ein kleiner Splitter. Ein selbst gefundener Bernstein ist wohl das allerbeste Mitbringsel.

Der Darß ist weniger Flanieren und Promenieren, sondern eher ein Idyll für die, die gerne Sand im Gesicht spüren und derbe Schuhe für ausgiebige Strandwanderungen lieben. 

Kilometerweit kein Kiosk, keine Kitesurfschule und kein Klamottenladen. Das Künstliche überlässt die Insel den Künstlern, die den Küstenstreifen an Meer und Bodden gerade in der Nachsaison zu einem besonderen Flecken machen. 

Es lässt sich quer über die Halbinsel wunderbar trödeln, immer noch in derben Schuhen, wenn man möchte. Vom Fischland, so wie die schmale Landbrücke zu Beginn heißt, bis hin nach Zingst, dem östlichen Ausläufer, zeigen zahlreiche Galerien und Ateliers Zeichnungen, Radierungen und Ölbilder vorwiegend der Künstler, die einst auf die Halbinsel kamen und hier ihr Malparadies entdeckten. An vielen Orten hat sich auf dem Darß seitdem wenig verändert und der Maler Paul Müller-Kampf, einer der Gründer der Ahrenshooper Künstlerkolonie, könnte immer noch, wie er es 1889 getan hat, notieren, „die Dünen gekrönt von uralten Weißdornbäumen, Stechpalmen und wilden Rosen. Das war ein Studienplatz, wie ich ihn mir immer gewünscht hatte“.

Jedes Jahr ziehen zwei Auktionen die Kunstbegeisterten an, mit Bildern, die auf dem Darß entstanden sind oder deren Maler sich dort aufhielten – im Sommer in Ahrenshoop und am Neujahrstag in Wieck am Bodden. 

Andere Linien ziehen die fliegenden Künstler, die im Herbst ihr Schauspiel mit ihren Flugformationen am Himmel geben. Kraniche aus Nord- und Osteuropa rasten auf ihrem Weg in den Süden auch auf den östlichen Zungen des Darß. 

Noch längst ist der Streifzug durch die kunstvolle Landschaft nicht beendet. In allen Orten leuchten die traditionellen Haustüren mit den Motiven, die die Seefahrer einst aus der Ferne mitbrachten und die einheimische Tischler nun auf die Türen übertragen. Sie schnitzten Pfeilspitzen, die den Blitz abwehren sollten, Lorbeerzweige für Ruhm und Ehre und immer wieder die unvermeidliche Sonne, als Feuerschutz, Feuersegen und strahlenden Himmelskompass für die Schiffsnavigation.

1. Seebrücken

Wer übers Wasser gehen will, ist hier richtig. Früher waren sie Anlegestellen für Fährschiffe, heute sind sie vor allem Flaniermeile. Die jetzigen Seebrücken wurden Anfang der 1990er Jahre gebaut und ragen weit ins Meer hinaus, in Prerow und Wustrow fast 400 Meter, die dritte in Zingst in etwas kürzer.

2. Zeesenboote

Die traditionellen Boote mit den roten Segeln waren früher Fischerkähne, die mit der Zeese, einem sackartigen Netz, fischten. Heute kann man sich mit den Booten über den Bodden schippern lassen, vom Hafen Althagen bei Ahrenshoop aus. 

3. Kirche Prerow

Älteste Kirche auf dem Darß, diente früher als Orientierung für Schiffe. Das Besondere: Es hängen Schiffsmodelle von der Decke, sogenannte Votivschiffe, als Dank für die Rettung auf See.

4. Kirche Ahrenshoop

Sehr ungewöhnliche, moderne Kirche, Anfang der 1950er Jahre eingeweiht. Der Architekt ließ die Kirche in Anlehnung an die Landschaft wie ein Schiff bauen, das kieloben liegt. Mit einheimischen Hölzern und Reet (Schilfrohr) gebaut, drinnen mit Arbeiten einer Künstlerin von der Halbinsel ausgestattet.

schifferkirche-ahrenshoop.de

5. Kraniche beobachten

Am allerbesten lassen sie sich von Pramort aus, dem östlichsten Teil vom Zingst, beobachten, einer Stelle, die in der Kernzone des Nationalparks liegt und deshalb nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen ist. 

www.zingst.de

6. Kletterwald

Wer hoch hinauswill, für den gibt es acht Parcours, von leicht bis schwer. Immer mit einem Hauch salziger Luft zwischen den Wipfeln. Und wenn der Hunger kommt, Essen gibt es direkt vom Bio-Gut.

Autor: Oliver Zelt

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