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FRAGEN AN STEVEN WEINBERG

by Reesen Mag

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Steven Weinberg, wer sind Sie?

Wenn Sie mir die Frage für „KACHEN“ gestellt hätten, hätte ich gesagt: Pilze und Austern! Aber für „REESEN“ lautet die Antwort: Land und Meer. Mit meinem Doktortitel in Meeresbiologie habe ich den größten Teil meines Lebens dem Leben unter Wasser gewidmet. Ich interessiere mich aber auch für andere Dinge: Reisen, Fotografie, Schreiben … Ich liebe es, mit meinen Büchern und Artikeln das zu teilen, was ich erlebe.

Der Slogan „On the road again“ scheint genau auf Sie zuzutreffen. Was begeistert Sie so am Reisen? 

Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht! Wie für viele andere auch ist Reisen für mich die Gelegenheit, die Welt zu entdecken: wundervolle Landschaften, interessante Städte, aber auch die Menschen, denen ich unterwegs begegne. 

Warum reisen Sie in einem kleinen, alten Auto? Da gibt es doch bestimmte bequemere Möglichkeiten?

Mit diesem Auto, das kaum schneller als 60 km/h fährt, habe ich auf kleinen Straßen genug Zeit, die umliegende Landschaft zu betrachten. Dieser langsame Rhythmus regt zum Innehalten und Nachdenken an. Dank meiner „alten Kiste“, die schon über 90 Jahre auf dem Buckel hat, treffe ich auch Menschen, mit denen ich sonst nicht in Kontakt gekommen wäre: Die Leute sind neugierig und sprechen mich an. Wenn ich in einem modernen SUV unterwegs wäre, würde das wohl nicht passieren! Und dann gibt es da noch meine „Co-Piloten“, die mich hin und wieder ein Stück begleiten. Diese Momente sind unfassbar bereichernd. 

Ihre nächste Reise, die starten soll, sobald die Krise es erlaubt, wird Sie durch zwanzig europäische Hauptstädte führen. In einer Zeit, in der das Miteinander in Europa einige Spannungen aushalten muss, kommt da die Frage auf, ob sich hinter dieser Reise eine Botschaft verbirgt? Sind Sie im Herzen ein Europäer, auch wenn Sie durch und durch Globetrotter sind?

Nein, da gibt es keine bestimmte Botschaft! Aber es stimmt, dass ich im Kern ein Europäer bin: Ich wurde in den Niederlanden geboren und bin dort aufgewachsen. Als Teenager ging ich in Frankreich zur Schule und nach meinem Studium und einer wissenschaftlichen Forschungszeit in Holland war ich fünfundzwanzig Jahre lang Biologielehrer an der Europäischen Schule Luxemburg, wo ich in einer fantastischen mehrsprachigen und multikulturellen Umgebung unterrichten und mich weiterentwickeln durfte.

Sie sind 74 Jahre alt, scheinen aber überhaupt nicht reisemüde zu sein. Selbst für junge und erfahrene Reisende wäre eine Europatour im kleinen Auto eine schlauchende Herausforderung. Wie schaffen Sie es, in Form zu bleiben?

Haha! „Jung und erfahren“ scheint mir schon nicht zusammenzupassen! Ich schöpfe sicherlich einen großen Teil meiner Energie aus meiner langen Reiseerfahrung. Mit fünfzehn Jahren bewältigte ich ganz alleine mit meinem Moped die Strecke zwischen Nizza und Amsterdam. 1.500 km in drei Tagen, quasi meine Feuertaufe. Zwei Jahre später durchquerten wir zu zweit Italien, Jugoslawien und Griechenland mit dem Motorroller. Und seitdem hat das Reisen nie aufgehört … 2007 bin ich von Luxemburg in die Wüste Gobi gefahren, mit einem winzig kleinen Renault 4CV von 1959 mit dem Spitznamen „Die Kleine“. Eine schwierige Reise, aber eine echte Herausforderung: Würden wir (das Auto und ich) durchhalten? Diese Ungewissheit, die einen gewissen Adrenalinschub mit sich brachte, hielt mich in Form. 

Wie finanzieren Sie Ihre Reisen?

Schlecht! Das Sponsoring ist heute überhaupt nicht mehr in Mode, außer es handelt sich um sehr große Projekte. Es ist schwierig, finanzielle Unterstützung zu finden. Da gibt es zwar den einen oder anderen, aber das deckt nicht die ganzen Kosten für solch ein Projekt ab. Allein die Vorbereitung der alten Mechanik meiner „Charmante“ für eine 20.000 km lange Reise ist sehr kostspielig. Das meiste bezahle ich aus eigener Tasche und hoffe, mit meinen Artikeln und Fotos noch etwas Geld zu sammeln.

Was steht nach dieser Reise auf dem Programm? Und was ist Ihr größter Traum in Sachen Reisen?

Ich bin Realist. In meinem Alter liegt der größte Teil meiner Zukunft hinter mit. Ich wollte 2020 eine Europatour starten, aber die Pandemie hat mich im wahrsten Sinne des Wortes ausgebremst. Und leider ist auch noch nicht sicher, ob ich die Tour in diesem Jahr beginnen kann! Das wird mein Schwanengesang sein, denn nach dieser Reise werde ich etwas kürzertreten. Meinen größten Reisetraum konnte ich schon 2010 mit der „Kleinen“ wahr machen, als ich in über 33.000 km um die Welt reiste, mit Temperaturen von +45 °C im Death Valley im Monat August und -45 °C in Sibirien mitten im Winter. Eine wundervolle Erfahrung, die das Leben prägt.

  www.weinberg.lu

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