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COSTA RICA, EIN AUTHENTISCHES LAND HAUTNAH ERLEBEN

by Reesen Mag

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Von San José bis zum Nordpazifik geht die Reise nach Alajuela und Guanacaste, die beiden nördlichsten Regionen des Landes. Die Strecke führt vorbei an so bekannten Stätten wie dem Vulkan Arenal und dem Tenorio-Nationalpark, verblüfft aber auch mit so manchem unerwarteten Erlebnis. Die Lagune Caño Negro, die Maleku, ein indigenes Volk, und die Haziendas der Cowboys sind die wohl schönsten Überraschungen in einem Gebiet, in dem Natur und Tiere das Sagen haben.

Grün, Gelb und Blau. Die Reise durch Costa Rica lässt sich mit diesen drei Farben am besten beschreiben. Zumindest der nördliche Teil des Landes, dort, wo die trockene Erde des Pazifikhangs mit der üppigen Vegetation der Gebirge im Landesinneren rivalisiert. Grün. Diese Farbe steht für den Tropenwald, der sich wie ein dicker Teppich über die vulkanischen Bergketten legt und die Heimat vieler Tiere ist, die ein guter Naturführer für Sie sichtbar macht. Blau. Die Farbe des Pazifischen Ozeans mit seinem so warmen Wasser, dass Touristen hier lieber baden als im Karibischen Meer. Es ist auch die Nuance eines einzigartigen Flusses, dem Rio Celeste, der die Hänge des Vulkans Tenorio hinabbraust. Gelb. Das Schillern der westlichen Hänge im Nationalpark Rincón de la Vieja, der stark an eine afrikanische Savanne erinnert. Gelb ist auch die Farbe der riesigen Haziendas, die mit ihren Rinderherden und berittenen Cowboys, den Sabaneros, an den Wilden Westen erinnern. Im Norden befinden sich alle Symbole eines spektakulären Landes.

1. Caño Negro, eine produktive Lagune

Nur 2,5 Stunden Autofahrt ab San José und schon öffnen sich die Pforten zu einer anderen Welt … Weit weg vom bergigen, zentralen Tal Costa Ricas versetzt der Norden der Provinz Alajuela den Besucher in eine ganz andere Landschaft, geprägt von Feuchtgebieten, in denen hier und da eine Ortschaft liegt. Hier, ganz in der Nähe von Nicaragua, erstreckt sich eines der reichsten Gebiete des Landes, das nationale Wildschutzgebiet Caño Negro. In dieser 10.000 Hektar großen Lagune ist eine unglaublich vielseitige Fauna beheimatet, sei es in der Luft oder zu Land. Der Rio Frio schlängelt sich durch diese immense Arche Noah, wo Eisvögel, Amerikanische Schlangenhalsvögel, Kanadareiher, Rosalöffler, Gelbstirn-Blatthühnchen und viele Arten mehr zusammenleben. An den Ufern wachen Kaimane wie erstarrt über das Geschehen. Die Leguane, Brüllaffen und Fischadler bevorzugen die sichere Höhe der Bäume.

Grüne Eidechse auf dem Wasser

Bei einer Bootsfahrt breitet sich auch das Leben am Ufer vor Ihnen aus, das Leben der Campesinos, die mit dem Boot zu einem Dorf oder Feld unterwegs sind. Wir entdecken den stoischen Urutau-Tagschläfer auf seinem Ast, den Stirnlappenbasilisk, der auf dem Wasser läuft, und Schildkröten, die nur ihre Köpfe aus dem Wasser strecken. Die Fahrt kann sich auch bis in die Abendstunden ziehen. Das ist die Zeit der vielbeschäftigten 24-Stunden-Ameise, des Nordamerikanischen Ochsenfroschs, der Spinnen … Eine faszinierende Welt, in der immer etwas los ist.

2. Im indigenen Gebiet, bei den Maleku

Der Besuch einer indigenen Gemeinschaft ist niemals alltäglich. In Costa Rica haben sechs von ihnen die Kolonisierung überdauert. Die Maleku sind das kleinste Volk unter ihnen: 1.200 Mitglieder leben rund um San Rafael Guatus, eine Stadt in der Provinz Alajuela. Jimmy ist der Sprecher von Palenque del Sol, einem ihrer drei Dörfer. Lange schwarze Haare, kupferfarbener Teint. Er verkörpert eine undenklich alte Kultur, deren Fortbestand heute bedroht ist. „Wir sind 1.200 Mitglieder, aber nur 600 stammen direkt von den Maleku ab. Die anderen haben ein Elternteil, das nicht aus unserer Gemeinschaft kommt“, erklärt er. Zu dem Schatz, den sie seit Generationen weitergeben, gehört die Architektur. Sie leben in mit Palmen bedeckten Häusern auf Holzpfählen. Auch die Kultur ist Teil ihres Erbes: Die Ihaica-Sprache wird heute noch in den Familien gesprochen. Ihre fundierten botanischen Kenntnisse erlauben es ihnen, Krankheiten zu heilen und Gegenstände herzustellen.

Vögel fangen …

Mit Jimmy kosten wir im Wald den Saft eines unbekannten Blattes. Der bittere Geschmack lässt unsere Lippen einschlafen. Die Maleku nutzen den Effekt, um Zahnschmerzen zu lindern. Ein Stück weiter zeigt uns Jimmy eine Pflanze, die an meinem Arm hängen bleibt. „Früher, als wir Kinder waren, haben wir damit Vögel gefangen“, erinnert er sich. Er schneidet lange, mit Stacheln besetzte Blätter ab. Sie liefern Fasern, die, einmal abgezogen und miteinander verzwirbelt, einen soliden Faden ergeben, der sich hervorragend eignet, um Stoffe für Taschen zu weben. Eine prägende, unvergessliche Begegnung.

 3. Arenal-Vulkan, der perfekte Kegel

Wir hätten uns gewünscht, ihn ganz zu sehen, aber dafür hätten wir eher aufstehen müssen … Denn meistens enthüllt der Arenal seine perfekte Kegelform nur in den ganz frühen Morgenstunden, wenn nicht
eine Wolke seinen Gipfel verdeckt. Ein aus ästhetischer Sicht idealer Vulkan, einer der am meisten fotografierten des Landes. Auch wenn er seit 2010 schlummert. Die davor liegenden 42 Jahre, in denen er immer wieder ausgebrochen ist, haben ihn zu einer touristischen Sensation gemacht. Eine Art costa-ricanischer Ätna mit Hotels und Animationen. Die Lava ist versiegt, die Animationen sind geblieben. 

La Fortuna, das „Glück“ 

Von den üppigen Gärten des Hotels Arenal Manoa aus ist die Aussicht spektakulär, auch wenn sie hier und da etwas verdeckt wird. Wenn der Aufstieg bis zum Krater auch nicht möglich ist, kann man dennoch im Nationalpark wandern. Die vielen markierten Wanderwege, die sich durch öffentliches Gebiet oder private Naturreservate schlängeln, reichen bis tief in die Wälder. Tiere lassen sich aber so leicht nicht beobachten, dafür sollte man auf die Begleitung eines guten Naturführers setzen (siehe weiter unten unter Aufenthalte). Sie können auch einen Abstecher nach La Fortuna machen, die kleine „Hauptstadt“ des Gebietes, wo sich Restaurants und Souvenirshops befinden. Früher hieß die Stadt übrigens Purrio. Bei einem Ausbruch des Arenal 1968 blieb sie unversehrt, weshalb man sie in „La Fortuna“ umbenannte.

4. Tenorio, der triumphierende Wald

Der Nationalpark des Vulkans Tenorio ist ein Touristenmagnet. Warum? Weil es sich um einen richtigen Tropenwald in all seiner Pracht handelt, einen unsäglich reichen Dschungel. Hier befinden sich zahlreiche vulkanische Dampfaustrittsstellen. Seine Besonderheit? Durch diesen Wald fließt ein Fluss, dessen Wasser sich durch eine chemische Veränderung von Braun zu Blau verfärbt. Celeste heißt dieser Fluss. Unser Tipp? Seien Sie um 8 Uhr am Parkeingang, um ihn als Erste zu besichtigen. Der etwa 5 Kilometer lange Weg (und seine Stufen) entführt Sie für 3,5 Stunden (lassen Sie sich Zeit) in einen oft vom Regen gepeitschten Wald.  

Über Stege und Treppen

Das ist auch an diesem Februarmorgen der Fall. Der lauwarme Schauer kann unserer guten Laune nichts anhaben. Die wunderschönen, vor Nässe nur so triefenden Bäume und Sträucher recken sich unter dem Blätterdach der Sonne entgegen. Es liegt ein Geruch von Schwefel in der Luft. Er stammt von den Wasserdämpfen, die von tief unten aus der Erde ihren Weg an die Oberfläche gefunden haben. Der Vulkan ist nicht ausgebrochen, aber dennoch aktiv. Über Stege und Treppen führt der Weg schließlich zum Fluss Celeste. Das Wasser treibt die Bodenablagerungen vor sich her und lässt den Fluss erst milchig aussehen und dann unter den Sonnenstrahlen blau glitzern. In Catarate bietet sich ein einzigartiges Spektakel. Ein Wasserfall, der sich in ein türkisblaues Becken stürzt. Der Tenorio lässt Sie eins werden mit der großartigen Natur Costa Ricas.

5. Rincón de la Vieja, ein grünes und gelbes Gebirge

Im Nationalpark Rincón de la Vieja, 2,5 Autostunden nördlich von Tenorio, ändert sich das Bild. Na ja, fast … Dieser andere aktive Vulkan – der letzte Ausbruch ereignete sich Ende 2020 – ist nach Westen zum Pazifik hin ausgerichtet. In der Trockenzeit regnet es hier nur selten. In diesem Gebiet ohne jeglichen Wasserlauf bietet sich eine steppenartige Landschaft, eine Savanne. Und doch beginnt alles so, wie man es von einem tropischen Land erwartet: Am Eingang zum Nationalpark dringt der Pailas-Weg in einen Regenwald ein, der mit seinen Würgefeigen fast ein bisschen unheimlich wirkt. Diese Kletterpflanze keimt und wächst auf einem Trägerbaum, bis sie diesen schließlich erdrückt. Wir vernehmen den tief dröhnenden Ruf des Tuberkelhokkos, ein schöner Vogel mit gelbem Schnabel. Auch ein paar Weißschulter-Kapuzineraffen turnen durch die Bäume.

Der Gemeine Schwarzleguan

Dann plötzlich, nach ein paar Schritten durch eine Natur, in der man die Erde atmen hören kann, wird die Landschaft plötzlich unfassbar trocken. Die tiefgrüne Natur machte Platz für Gummibäume, Frangipanis und andere trockene Sträucher. Durch den Wassermangel sehen diese Hänge aus wie ein Busch, in dem die Gemeinen Schwarzleguane zuhause sind, relativ unsympathische Gesellen. Eine abrupte Grenze, fast unwirklich … Der Vulkankegel im Hintergrund profitiert von dieser Schneise im Regenwald, um stolz sein Profil zu zeigen. Wirklich erstaunlich dieser Pailas-Weg, der uns innerhalb einer 2,5-stündigen, einfachen Wanderung durch die Welten reisen lässt. 

6. Kap auf den Pazifik!

Von Grün zu Blau, das tut gut! Nach dem „inneren Norden“ scheint der Pazifik einen gewissen Müßiggang zu versprechen. Wer von diesem Ozean nur die ungemütliche Küste Südamerikas kennt (vor allem in Chile), für den hält der Golf von Papagayo eine Überraschung bereit. Hier, in dieser halbgeschlossenen Bucht, ist der Sand warm (auch wenn er grau ist, schließlich ist Costa Rica ein vulkanisches Land!) und das Meerwasser konstant lauwarm. Da wundert es nicht, dass Investoren hier so manches Hotel hingesetzt haben. Dieser Küstenabschnitt steht übrigens bei amerikanischen Touristen hoch im Kurs. Am nahegelegenen internationalen Flughafen Liberia landen täglich zahlreiche Charterflüge aus den USA.

Kajak, Segeln und Meeresscooter

Über den Teil, den wir vom Golf von Papagayo und der Halbinsel Santa Rosa gesehen haben, können wir sagen, dass sie von den städtischen Horrorbauten verschont geblieben sind. Hier stehen keine riesigen Hotelbunker, eher Resorts, die sich harmonisch in das Landschaftsbild fügen. Der Badeort Tamarindo im Süden ist um diesen Bauboom nicht herumgekommen … Playa Panamà zum Beispiel besitzt mehrere, relativ diskrete Etablissements direkt am Meer, etwa wie das El Mangroove. Auf dem Aktivitätenprogramm stehen Baden, Kajak, Segeln und Meeresscooter. Rund um Playa Panamà liegen weitere Strände, die von kleinen Restaurants gesäumt sind und wo man köstliche Ceviche und gegrillten Fisch probieren kann.

7. Im Land der Sabaneros

Den Norden besichtigen ohne die ländlichen Gefilde der Sabaneros zu erkunden, wäre ein großer Fehler. Die Provinz Guanacaste ist ihr gelobtes Land. Die Sabaneros sind für Costa Rica, was die Cowboys für Texas sind. Sie wachen von ihren Pferden aus über die Zeburinderherden, den Hut tief in die Stirn gezogen. Wir hatten das Glück, ihnen zu begegnen. Dafür muss man sich nicht weit von der Pazifikküste entfernen. Ein Ausflug mit dem Buggy zu den Hochplateaus des Hinterlands ist eine ideale Möglichkeit, sie zu treffen. 20 Minuten von der Küste entfernt erreichen wir über staubige Wege ihr Land, immense Haziendas. Hier und da lassen große Höfe einen Blick auf die Gehege zu, in denen die Herden eingepfercht werden.

Gigantisches Panorama

Das ist nicht alles. Wir folgen weiter den Hohlwegen und stoßen auf zwei Krokodillagunen, zwei Gewässer, die in dieser Westernlandschaft fast unwirkliche Frische versprühen. Und dann die ultimative Belohnung … Der Weg endet abrupt am Rande eines Felsens und macht Platz für ein gigantisches Panorama auf den Pazifischen Ozean, die felsige Küste, die sich vom Norden bis zur Grenze Nicaraguas schlängelt, die Pelikane und Fregattvögel, die in das unendliche Azurblau fliegen … Unvergessliche Landschaften, umso mehr, da sich hier kein Tourist hin verliert … Der Ort, wo sich dieser zauberhafte Aussichtspunkt befindet, heißt El Triunfo. Diesen Namen hat er sich redlich verdient.

8. Der Kaffee, der Schatz von Naranjo

Das Zentraltal in Costa Rica ist eines der besten Anbaugebiete für costa-ricanischen Kaffee. Mit den immensen Kaffeeplantagen in Brasilien und Vietnam hat das allerdings nichts zu tun: Das Land setzt auf kleine Familienbetriebe und Premiumqualität bei ausschließlich Arabica-Kaffee. Jede Bohne wird ausnahmslos von Hand geerntet. 40.000 Produzenten bauen in Costa Rica Kaffee an, die durchschnittliche Größe einer Farm beträgt 2 Hektar. Jährliche Produktionsmenge: etwa 2 Millionen Zentner, das sind gerade mal 1 % der Weltproduktion. 90 % werden in die USA und nach Europa exportiert.

Ernten, trocknen, rösten

Diese Informationen haben uns unser Touristenführer Bertrand Ducos de Lahitte und das Personal der Kaffeeplantage Espíritu Santo in Naranjo verraten. 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt San José gelegen ist diese Kleinstadt mit ihren bunten Häusern von grünen Hängen voller Kaffeepflanzen umgeben. „Zwischen 1.100 und 1.400 Metern Höhe ist das Zentraltal für diesen Anbau bestens geeignet. Vergessen wir nicht, dass der Kaffee von den äthiopischen Plateaus stammt“, erklärt Bertrand. In dieser Kooperative, zu der sich 2.500 Produzenten zusammengetan haben, erfahren wir alles über den Kaffee, von dem eingepflanzten Samen über die Ernte (von November bis Februar), das Trocknen der Bohnen bis zur Röstung. Und natürlich durften wir auch probieren!

Text & Fotos : Philippe Bourget

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