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Cognac, eine Stadt und ihre Schätze

by Reesen Mag

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Die Trebbiano-Trauben gedeihen auf den sonnenverwöhnten Böden in den Flusswindungen der Charente im französischen Südwesten besonders prächtig. Hier entsteht der Cognac, der noch traditionell in Kupferkesseln gebrannt wird und in Eichenfässern reift. In der Region ist das bernsteinfarbene Getränk eine Lebenskunst für sich. 

Die Stadt Cognac liegt in einer Flussschleife der Charente zwischen Angoulême und Royan und florierte bereits ab dem Mittelalter durch den Salzexport. Der 1494 im Schloss Cognac geborene Franz I. ermöglichte es der Stadt später, durch eine Abgabenbefreiung endgültig zu Reichtum zu kommen. Gärten wurden angelegt, die Straßen mit Kopfsteinen gepflastert. Im 17. Jahrhundert hatten holländische Händler den Einfall, „Branntwein“ aus der Weißweinsorte Trabbiano zu brennen, die in Frankreich unter dem Namen Ugni blanc bekannt ist. Dieser „Brandy“, den man in Frankeich einfach „Cognac“ nannte, stieß in der angelsächsischen Welt schnell auf große Beliebtheit.

Der mit einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung AOC geschützte Cognac darf nur in der Charente-Maritime, in
der Charente und einigen Gemeinden in den Departements Deux-Sèvres und Dordogne angebaut werden,
was eine Fläche von 79.500 Hektar ausmacht.

Der Geologe und Paläontologe Henri Coquand erfand 1860 die Namen der geologischen Stufen Coniacium, Santonium und Campanium, auf denen die Einteilung aus 1909 des Cognacs in sechs Cru-Stufen beruht: Grande Champagne, Petite Champagne, Borderies, Fins-Bois, Bons-Bois, Bois-Ordinaires oder „Bois à terroirs“, wobei sich hierbei auf die Bodenqualitäten berufen wird. Jeder Boden verleiht den Trauben natürlich ein anderes Aroma.

Die Rebsorte Ugni Blanc stammt aus der Toskana, wird seit dem Mittelalter in Frankreich angebaut und reift spät. Sie dient ausschließlich der zur Herstellung von Weinen, insbesondere Likörweinen.
Der berühmteste unter den Branntweinen

Dieser weltweit bekannte Branntwein hat die Besonderheit, zweimal in einer Kupfer-Brennblase gebrannt zu werden. Die Assemblage der verschiedenen Branntweine aus den sechs Crus ist eine subtile Kunst, die dem Cognac seine Feinheit und seine Aromen verleiht. Seine Reife in Eichenfässern wird von dem staatlich kontrollierten Branchenverband „Bureau National Interprofessionnel du Cognac (BNIC)“ geprüft, der die Fässer mit seinem Stempel versieht, um Jahre später das genaue Reifealter zu bezeugen: Cognac VS (Very Special): Cognac, dessen jüngstes Destillat mindestens zwei Jahre alt ist. Cognac VSOP (Very Superior Old Pale): Cognac, dessen jüngstes Destillat mindestens vier Jahre alt ist. XO (Extra Old): Cognac, dessen jüngstes Destillat mindestens zehn Jahre alt ist. XXO (Extra Extra Old): Cognac, dessen jüngstes Destillat mindestens fünfzehn Jahre alt ist.

Betörende Dämpfe

Von November bis März tränken die Destillerien die Luft mit betörenden Düften, wie die Brennerei Les Moisans in Sireuil, zu der sich ab Angoulême ein 15 km langer Weg durch die Landschaft schlängelt. Die geführte Besichtigung erklärt unter anderem, was der „Engelsanteil“ ist: Dieser Schluck der Engel ist die Menge an Alkohol, der im Laufe der Lagerung aus dem Fass verdunstet, was etwa 6 % des Volumens ausmacht. Ab 2023 wird eine ganz besondere Besichtigung angeboten: Im Hafen Sireuil starten Sie zu einer charmanten Bootstour auf der Charente bis zum Anlegesteg der Destillerie, dort gibt es eine Besichtigung gefolgt von einer Verkostung, bevor es mit dem Boot wieder zurückgeht.

An den Ufern des Flusses Charente errichtet, war die Stadt Cognac ideal für den Export von Fässern in die Neue Welt oder zu europäischen Häfen.
Eine ehrwürdige Institution

Mitten in der Stadt Cognac entführt ein toller Rundgang, vor allem abends in einer in blaues Licht getauchten Atmosphäre, den Besucher in die Reifekeller, deren Wände kuriose schwarze Verzierungen haben, ein Werk des Schimmelpilzes namens Torula cognasensis, der sich ausschließlich von Alkoholdämpfen ernährt! Hier wurde 1715 der älteste Cognac-Hersteller gegründet, die Maison Martell.

Auf Riesenleinwänden erzählen verschiedene Persönlichkeiten von der Geschichte des Hauses und dem legendären Martell Cordon Bleu, der 1912 kreiert wurde. Der Besucher lernt auch die Archivarin
Géraldine Galland und Gérard Soulet kennen, den Produktionsleiter des Fassherstellers Leroi, der erklärt, wie die Fässer von Hand gefertigt werden und welch wichtige Bedeutung sie für das Zusammenspiel von Eichenholz und Alkohol haben.

Testen Sie Ihre Nase! 

Zehn Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt verbirgt sich hinter der unscheinbaren Tür in der 32 Rue de Boston eine wahre Schatzkammer, die Sie in eine andere Welt, eine andere Epoche versetzt. Im Obergeschoss  befindet sich das Büro des Kellermeisters mit seinen vielen Reagenzgläsern und Destillen. Ein Raum mit Apothekerschränken vollgestopft mit etikettenverzierten Behältern erzählt von der Geschichte dieses Hauses, das 1905 von dem Norweger Thomas Bache-Gabrielsen gegründet wurde. Das Holz überall gibt diesem Ort eine warme Atmosphäre, die keiner Zeit zugeordnet werden kann. Ein neuartiges Besuchserlebnis, das sich die vierte Generation Bache-Gabrielsen ausgedacht hat: die Cellar Master Challenge (50 €).

Erster Test: Stellen Sie nur mit Ihrem Geruchssinn ein Rad mit acht Aromen nach (Vanille, Jasmin, Pfeffer …). Zweiter Test: Versuchen Sie, eine Cognac-Assemblage aus drei Crus nachzuahmen, die vom Kellermeister kreiert wurde. Und auch hier ist Ihre einzige Hilfe Ihre Nase, um den richtigen Prozentanteil jedes Cru herauszufinden. Eine Erfahrung, die deutlich macht, welch ein Sinnenvirtuose der Kellermeister ist und welche Schlüsselrolle er im Unternehmen hat. Und wenn es schon knifflig ist, den Mengenanteil von drei Crus auszumachen, dann stellen Sie sich mal vor, die perfekte Mischung aus 80 oder 100 Crus zu finden!

Einen Cognac zu mischen ist eine Kunst. Das Entdecken von Geschmacksrichtungen gehört zu den unumgänglichen Erfahrungen für jeden Besucher der Region.
Wohlfühlen und entspannen

Das über zwei Hektar große Luxus-hotel Chais Monnet & Spa in der Stadtmitte hat eine imposante Architektur mit einer angenehmen Mischung aus einem modernen und einem alten Teil aus dem Jahre 1838. Die hauseigene Pflegeanwendung im Spa „L’Arôme du Chai“ ist eine Hommage an die Region: Fußpeeling mit Salz aus der Charente und Traubenkernöl, Massage mit einem Öl namens „Perle des Weinbergs“ und Gesichtspflege
(1 Stunde und 45 Minuten). 

Der Speisesaal des 1-Sterne-Restaurants Les Foudres befindet sich in einem ehemaligen Reifekeller, der mit seiner Deckenhöhe von neun Metern einer Kathedrale gleicht. Zu sehen sind noch drei authentische „foudres“, sprich 260 Hektoliter große Fässer. Die halbmondförmigen Fässer wurden eigens für die Deko angefertigt. Der überraschende Ort ist für seine Einrichtung genau wie für seine Küche einen Besuch wert. Auch die belebte Jazz Bar 1838 in der ehemaligen Fassfabrik lohnt sich.

Ausnahme-Cognacs

In Jarnac, 15 km von Cognac entfernt, verkauft die diskrete und elegante Maison Delamain ausschließlich Cognacs XO. Seit bald zwei Jahrhunderten kreieren die Nachkommen von Delamain Generation für Generation, wie wahre Hüter der Zeit, prestigeträchtige Cognacs XO und XXO, die in aller Ruhe reifen können und nur aus Weinen aus der Lage Grande Champagne bestehen.

Einer der Höhepunkte der Besichtigung ist der Reifekeller, ein niedriges Gewölbe, das der Krypta einer gotischen Kirche ähnelt und dessen Geschichte bis heute ein Rätsel ist. Die Aromen, die aus den für die Besichtigung geöffneten Fässern entweichen, kitzeln betörend in der Nase. Rebecca Montgomery, eine passionierte Fremdenführerin, weiß diesen Jahrhunderte alten Mauern ihre Geheimnisse zu entlocken. Das Haus bietet auch ein Dinner an, bei dem zu jeder Speise der passende Cognac gereicht wird. Dieses „Dîner Pairing After-Hours“ wird in einem umgestalteten Fass serviert.

Text: Martine Carret

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