Home RegionenAmerika ARKTIS VS. ANTARKTIS – ZWEI EISLANDSCHAFTEN AM ANDEREN ENDE DER WELT

ARKTIS VS. ANTARKTIS – ZWEI EISLANDSCHAFTEN AM ANDEREN ENDE DER WELT

by Reesen Mag

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Fast 20.000 km trennen die Arktis und die Antarktis, diese beiden Enden der Welt, die sich an den Polen unserer schönen Erde gegenüberliegen. Die Regionen des Süd- und Nordpols werden oft verwechselt, und doch bietet jede ein ganz eigenes Naturspektakel mit Unterschieden, die sich längst nicht auf die geografische Lage beschränken. 

Eis und Abenteuer

Ich durfte diese beiden Gegenden unserer Welt erkunden, wo die Folgen des Klimawandels am meisten spürbar sind, und wo die Herausforderung des Tourismus darin besteht, einen guten Kompromiss zu finden, damit jeder auf seine Kosten kommt und vor allem die Natur so geschützt wird, dass diese beiden Traumziele erhalten bleiben. 

Im Rahmen meiner Verträge durfte ich auf einem dieser auf Polarkreuzfahrten spezialisierten, überschaubar großen Schiffe die Arktis und die Antarktis insgesamt vier Monate lang entdecken und erforschen. Unvergessliche Erlebnisse, bei denen ich zwei der entlegensten Gebiete der Erde bereisen konnte und bei denen ich mich in völligem Einklang mit unserem Planeten fühlte. Zwischen Eisbergen, Packeis und der Drakestraße ist der Zugang nicht immer einfach, denn in diesen Meeresgebieten herrschen schwierige Wetterverhältnisse. Nur die erfahrensten Seeleute können dort navigieren und eine Reise in diesen Eislandschaften gleicht einem Abenteuer, einer richtigen Entdeckerreise. Wenn Sie sich für Ihre nächste Reise nicht zwischen Nord- und Südpol entscheiden können, kann ich Ihnen leider auch nicht helfen! Beide Reiseziele haben mich in ihren Bann gezogen. Jedes ist für sich einzigartig und versprüht eine unglaubliche Ruhe, ein Gefühl von Frieden.

Zwei gegensätzliche Welten 

Man hat mich oft gefragt, ob es nicht monoton sei, ganze Monate im Eis zu verbringen. Das ist sicher auch eine Frage des Charakters, für mich ist die Antwort auf jeden Fall ein klares Nein! Für uns als privilegierte Gäste in diesen extremen Gefilden wird das Programm von Tag zu Tag geplant und kann auch stündlich wechseln, denn hier ist die Natur die Hauptdarstellerin und entscheidet allein über die Show, die sie gern zeigen möchte. Und diese Show ist zwar in Arktis und Antarktis völlig unterschiedlich, aber an beiden Polen einfach grandios. Die beiden riesigen, einsamen Eiswüsten, die der Erde ihr Gleichgewicht geben, haben jede ihre ganz eigenen Besonderheiten. Sie könnten Zwillinge sein und dennoch unterscheiden sie sich in einigen wesentlichen Punkten: Landschaft, Fauna, Jahreszeit … Diese menschenleeren Polarkreise jenseits des südlichen bzw. nördlichen Breitenkreises haben mit der Welt, wie wir sie kennen, nichts gemein.

Rechtzeitig planen

Auch wenn die Polarregionen in den letzten Jahren einen touristischen  Aufschwung erleben, lässt sich eine Reise in die Arktis oder Antarktis nicht in letzter Minute organisieren. Die Regulierung des Tourismus ist aufgrund seiner Gefährdung der Umwelt zu einer absoluten Priorität geworden. Die wenigen Schiffe, die dort hinfahren, müssen sich an eine streng beschränkte Passagierzahl halten. Kreuzfahrten sind oft schon zwei Jahre im Voraus ausgebucht. Außerdem können  diese Gebiete nicht das ganze Jahr über angesteuert werden. Die beste Reisezeit liegt zwischen Mai und August für die Arktis und von November bis März für die Antarktis. In diesen Monaten ist das Meer befahrbar und die Temperaturen sind etwas milder.

Startort zur Polarwelt

Zum Glück gibt es in der Antarktis keinen Flughafen. Ihre Reise an die Küste des weißen Kontinents beginnt in der argentinischen Stadt Ushuaia. Diese Stadt im Süden Feuerlands ist die südlichste Stadt der Welt und macht ihrem Spitznamen „Ende der Welt“ alle Ehre. Zwei, gelinde gesagt, etwas heftige Tage auf See sind der Preis für diese Reise zur antarktischen Halbinsel. Die Kreuzfahrtgesellschaften bieten verschiedene Rundfahrten mit und ohne Erkundung der Falklandinseln und der subantarktischen Inseln an. Für die kürzeste Rundstrecke sollten Sie mindestens zehn Tage einplanen.

Startort für die Reise in die Arktis ist Svalbard, genauer gesagt die kleine Stadt Longyearbyen, die zu Norwegen gehört. Die Anreise geht hier etwas schneller. Drei Flugstunden ab Oslo und Sie sehen schon die ersten Eisberge und können Ihre Erkundungsreise in den hochnordischen Gewässern für eine Dauer von etwa acht Tagen starten.

Unterschiedliche Landschaften 

Vergessen Sie beim Kofferpacken nicht Ihre Sonnenbrille, denn Sie werden hier wortwörtlich von der Sonne geblendet, die vom Eis reflektiert wird und im Norden als Mitternachtssonne auch nachts nicht untergeht. Auch wenn das Eis allgegenwärtig ist, sind die Landschaften von Nord- und Südpol doch sehr unterschiedlich. Die Arktis ist ein von Land umgebenes Eismeer, sprich, sie besteht hauptsächlich aus Packeis, also gefrorenem Meerwasser. Sie ist also viel flacher als die Antarktis, die als Kontinent eine bergige Silhouette hat und sogar einige Vulkane besitzt. Jeder Eisberg ist durch seine Form einzigartig. Die größten Eisberge der Welt findet man am Südpol. Es sind die berühmten Tafeleisberge, die vom Schelfeis oder den Gletschern abbrechen und als Süßwasserspeicher im Ozean treiben. Die Eisberge am Nordpol stammen von den Polgletschern, von denen regelmäßig Stücke abbrechen. Sie haben eine unregelmäßige, zerklüftete Form und sind kleiner. Die hypnotisierende Palette an Blautönen dieser Eisriesen ist betörend. 

Die Bewohner

Das Wort Arktis stammt vom griechischen „Arktos“, was „Bär“ bedeutet. Die Nordregion ist die einzige Gegend auf der Welt, wo Eisbären leben. Das erste Mal einen Eisbären zu erblicken ist ein wahres Gänsehautgefühl. Der König der Arktis lässt sich aber von uns Eindringlingen nicht beeindrucken, schon gar nicht, wenn er gerade sein Mittagsschläfchen hält. Machen Sie keine abrupten Bewegungen, beobachten Sie ihn einfach in dieser vollkommenen Stille. Pure Entspannung! Vielleicht haben Sie auch das Glück, einen Polarfuchs, Karibus, Walrösser und viele Seehunde zu sehen. Und nicht zuletzt können Sie in dieser Stille auch die Luftstöße des Wals hören und brauchen nur zu warten, bis er an der Wasseroberfläche auftaucht. 

Da die Antarktis völlig unbewohnt ist, haben die Tiere hier von den Menschen nichts zu befürchten. Die Strände sind ein wunderbares natürliches Schutzgebiet für die Meerestiere. Hier tummeln sich Ohrenrobben, Seehunde, Seeelefanten, Seeleoparden und natürlich Pinguine, darunter der berühmte Kaiserpinguin. Besonders die Pinguine sind sehr neugierige Gesellen und werden Sie sicher zu hunderten umzingeln. Sie kommen den Tieren ganz nahe und können sie in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Wenn Sie gern viele Wale sehen möchten, reisen Sie am besten im März zum Südpol, wenn sich dort der Sommer dem Ende neigt und die Wale Richtung Norden schwimmen.

Der Mensch im Eismeer

Am Nordpol leben viele indigene Völker. Die Inuit, die Samen oder auch die Jakuten besiedeln seit Ewigkeiten dieses immense Gebiet. Sie alle haben gelernt, mit dieser kargen und wilden Natur zu leben. Der vor dem modernen Zeitalter nicht zugängliche Südpol ist bis 1821 vor jeglicher menschlichen Präsenz bewahrt geblieben. Noch heute lebt niemand dauerhaft auf dem südlichen Kontinent, aber einige Wissenschaftlerteams sind stets vor Ort, mit wechselnder Belegschaft. Einige dieser Stationen können auch besichtigt werden. Ich habe meiner Familie eine Postkarte mit einer Briefmarke mit dem Porträt von Königin Elisabeth II. geschickt, als ich Port Lockroy besichtigte, das zu Großbritannien gehört. Ich durfte mit den ukrainischen Forschern anstoßen, bevor es wieder zu weiteren Abenteuern an Bord zurückging.

Text & Fotos : Maïté Van Der Vekene

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