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AUF DEN SPUREN LUDWIGS XIV.

by Reesen Mag

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Der Rundgang auf den Spuren Ludwigs XIV. führt die Besucher nach Saint-Germain-en-Laye, wo der Sonnenkönig am 5. September 1638 geboren wurde, außerdem zu seinem Lieblingsschloss nach Marly und schließlich nach Versailles. Der baufreudige Monarch, der die besten Architekten seiner Zeit um sich versammelte, hat das waldreiche Departement Yvelines für immer geprägt. Der König, der sich überdie Sonne erhob, hat hier auch das Wasser bezwungen.

SAINT-GERMAIN-EN-LAYE: WO ALLES BEGANN

Nur noch wenig ist von diesem spektakulären Schloss, seinen sechs Terrassen und seinen Gärten erhalten, die Heinrich IV. im Jahr 1594 errichten ließ und die sich direkt an eine kleine Anhöhe schmiegen: die zauberhaft schöne Mauer der Löwen aus rotem Backstein, der Pavillon der Königin, der sich heute in Privateigentum befindet, und der Pavillon Heinrich IV., in dem ein Hotel mit gastronomischem Restaurant untergebracht ist. 

Das ebenerdig und ohne Obergeschoss – in der damaligen Zeit äußerst ungewöhnlich – errichtete Château-Neuf, also das „neue Schloss“, reichte direkt bis an die unterhalb liegende Seine-Schleife heran. Von hier bietet sich eine wundervolle Aussicht auf die Basilika Sacré-Coeur, den Eiffelturm und die gläsernen Bürotürme des Défense-Viertels, die von der Abendsonne in rotes Licht getaucht werden.

Der Pavillon Heinrich IV. birgt noch heute Spuren der Zeit, als der langersehnte Nachfolger Ludwigs XIII. hier zur Welt kam: Im Oratorium des sogenannten Seminarsaals ließ der Vater seinen Sohn nottaufen. Der mit viereinhalb Jahren zum Waisen gewordene Kindkönig Ludwig XIV. verbrachte seine Jugend in Paris. Während der Aufstände, die das Königreich erschütterten (La Fronde im Jahr 1649), wurde er im Château-Vieux, dem „alten Schloss“, in Sicherheit gebracht – einer imposanten Burg, in der sich heute das Nationale Museum für Archäologie befindet. 

Als Erwachsener mochte Ludwig XIV. weder Paris (zu gefährlich) noch den Louvre-Palast (klein und dunkel) und beschloss deshalb, seine Stadtresidenz zu modernisieren. Charles Le Brun und Louis Le Vau entwarfen die königlichen Gemächer. Nach dem Vorbild seines Großvaters Heinrich IV. ließ Ludwig XIV. eine Grotte mit Wasserfontäne anlegen, die er vom Fenster seiner Gemächer aus betrachten konnte. André Le Nôtre entwarf die Gärten im französischen Landschaftsstil und schuf die berühmte Große Terrasse mit einer Perspektive, die durch eine Abfolge unterschiedlicher Niveaus (Anamorphose) derart verkürzt wurde, dass niemand die 2.400 Meter lange Promenade zu erahnen vermochte.

GIGANTISCH: DIE KOLOSSALE MASCHINE VON MARLY 

Als er die Renovierung der beiden Schlösser in Saint-Germain-en-Laye in Angriff nahm, beschloss Ludwig XIV. (im Jahr 1661), das Jagdschloss in Versailles in einen riesigen Palast zu verwandeln und kaufte hierzu im Jahr 1676 Ländereien in Marly, auf denen er seine zukünftige Residenz errichten ließ. 

Alle seine Schlösser sollten von zauberhaften Gärten und atemberaubenden Wasserspielen umgeben sein. Da sowohl Versailles als auch Marly auf Anhöhen liegen, musste ein System von künstlichen Seen, Aquädukten und Wasserleitungen entwickelt werden, um das Wasser zu den Parkanlagen zu leiten.

Rennequin Sualem, ein wallonischer Zimmermann und Ingenieur, sowie der Unternehmer Arnold de Ville aus Lüttich riefen hierzu ein kolossales Projekt ins Leben: den Bau der Maschine von Marly, „die schönste, die größte und die wundervollste Maschine auf Erden“, ein gigantisches Pumpwerk, das das Wasser aus der Seine nach Bougival pumpen sollte.

Nicht weniger als 1.800 Arbeiter und Handwerker aus unterschiedlichen Zünften arbeiteten sieben Jahre lang an der Vorrichtung. Insgesamt vierzehn Wasserräder mit einem Durchmesser von 12 Metern trieben 259 Pumpen an, die das Wasser in drei Stufen in die Höhe beförderten. Das Wasser der Seine einen Höhenunterschied von 163 Metern überwinden zu lassen, und das ausschließlich über Pumpen, galt im 17. Jahrhundert als wahres Wunder der Technik.

Im Museum der königlichen Schlossanlage von Marly können sich die Besucher mithilfe eines Modells die technologische Meisterleistung dieser Maschine veranschaulichen, die Tag und Nacht in Betrieb war und dabei einen Höllenlärm machte!

VON BOUGIVAL NACH LOUVECIENNES 

Was ist heute von dieser Maschine übrig? In der Nähe der Schleuse von Bougival, dort, wo die erste Maschine auf Holzpfeilern stand, sind noch ein kleines Bauwerk und die Fundamente der vierten hydraulischen Maschine vorhanden, die 1865 von Xavier Dufrayer errichtet wurde. Am Rande der Departementsstraße D113 steht das Gebäude Karl X., ein neoklassizistischer Bau mit gemeißeltem Frontgiebel, in der sich die dritte dampfbetriebene Maschine befand. Aus der Epoche Ludwigs XIV. sind noch zwei Holztore vorhanden, die zu den Betriebsgebäuden der Maschine führten. Mitten durch die Vegetation schlängelt sich ein Rohr in Richtung Louveciennes. Der gepflasterte Weg, der als Zugang für die Wartung der Geräte diente, führt bis zu den Ruinen des „Bauernhofs“ hinauf: einer Schmiede, in der die Metallteile zur Reparatur der Maschine hergestellt wurden. Entlang dieses Fußwegs sind Informationstafeln und
Nachbildungen der Gemälde impressionistischer Maler aufgestellt: Sisley, Pissarro, Renoir, Monet.

Oben auf der Anhöhe, in Louveciennes, ließ Ludwig XIV. für Arnold de Ville den „Pavillon des Gouverneurs“ errichten, ein prunkvolles Wohnhaus, in dem der Chefingenieur bis zu seinem Tod 1722 lebte. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass hier auch vier der rechtmäßigen Kinder Ludwigs XIV. und der Marquise de Montespan lebten und später, von 1769 bis 1793, die Mätresse des Königs, Madame du Barry.

Einen Kilometer weiter erhebt sich das beeindruckende, 634 Meter lange und 23 Meter hohe Aquädukt mit seinen sechsunddreißig Bögen. An seinen Enden wachen zwei Türme, der „östliche Turm“ und der Jongleur-Turm (benannt nach dem Brunnenbaumeister des Königs, Nicolas Le Jongleur). Das nach Bougival hochgepumpte Wasser sammelte sich zunächst in diesem Aquädukt, bevor es mithilfe der Schwerkraft durch ein unterirdisches Leitungsnetz aus gusseisernen Rohren nach Marly-Versailles floss. 

VERSAILLES UND SEINE PRUNKVOLLEN GÄRTEN

In der tiefschwarzen Sommernacht glitzert und funkelt es. Bumm, bumm … Blau, Weiß, Rot … Die unterschiedlichsten Formen blitzen am Himmel von Versailles auf und spiegeln sich im Wasser des Großen Kanals. Das Feuer scheint den grünen Grasteppich entflammen zu wollen und die vierundsiebzig Wasserstrahlen des Latona-Brunnens schillern golden. Die abendlichen großen Wasserspiele begeistern Jung und Alt. Ist dieses Feuerwerk, das von der Musik von Jean-Baptiste Lully oder Georg Friedrich Händel untermalt wird und so noch dramatischer wirkt, nicht der eigentliche Höhepunkt des Schlossbesuchs? Sicherlich, dem Zauber eines Feuerwerks kann sich kaum jemand entziehen. Aber an diesem Abend vermischt er sich mit dem Zauber des Wassers, das omnipräsent ist in den versteckten „Lustwäldchen“, zwischen den Jahrhunderte alten Bäumen und den Rasen-Ornamenten, zwischen denen die Besucher flanieren, um die sechshundert überraschenden Wassertreppen, Wasserkuppeln, Balustraden, Wasserfälle und -fontänen … der fünfunddreißig Becken und Brunnen zu bewundern.

Inmitten der kreisrunden Kolonnade, die von Jules Hardouin-Mansart entworfen wurde (1685), steht die weiße Marmorstatue des Gottes der Unterwelt, Pluto, der Proserpina der Erde entreißt. Laserstrahlen und Rauch türmen sich im Hintergrund zu riesigen Wellen auf, die diese Entführung symbolisieren. Unter den zweiunddreißig weißen und rosafarbenen Säulen plätschern zweiunddreißig Springbrunnen.

Etwas weiter erstreckt sich ein grünes Meer aus Rasentribünen zu beiden Seiten einer Wasserkaskade mit Stufen aus Sandstein aus der Region Île-de-France, mit Rocaille-Gesteinen und Lapislazuli aus Madagaskar verziert und gesäumt von bleivergoldeten Vasen und Kandelabern. Willkommen im „Ballsaal“, einem Amphitheater, das zwischen 1680 und 1685 von André Le Nôtre angelegt wurde und noch heute völlig intakt ist. Hier tanzte Ludwig XIV., während die Musiker oberhalb des Wasserfalls spielten. Am 27. April 1666 wurden Wasserfontänen installiert, die auch 340 Jahre später nichts von ihrem Zauber verloren haben.

Autor : Martine Carret

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