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In der Stadt Rovaniemi werden Erwachsene wieder zu Kindern, die an den Weihnachtsmann glauben. In der letzten Wildnis Europas erleben sie die Natur in ihrem reinsten Zustand, umgeben vom fremdartigen Charme der lappischen Polarkälte.
Hohe, schneebedeckte Tannen, Wälder, zugefrorene Seen, eine riesige und schmale weiße Brücke in Form einer Fackel, an die arktische Kälte angepasste Tiere, ausgefallene Köstlichkeiten und ein Licht, das den Horizont von Zeit zu Zeit mit grünlich-nebligen Blitzen erhellt. Im Winter versteckt sich die Sonne, die immerwährende Nacht schafft gespenstische Landschaften. Straßenlaternen, Lampen und Lichterketten trotzen der langen Polarnacht und geben ihr etwas Malerisches: Willkommen in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands und seit 2010 der offiziellen Heimatstadt des Weihnachtsmanns.
DEN WEIHNACHTSMANN TREFFEN
„Mein Dorf liegt genau auf dem arktischen Polarkreis. Besucher sind das ganze Jahr über willkommen.“ Die Figur mit dem langen weißen Bart, die da spricht, ist niemand anders als der Weihnachtsmann. Er sieht sich als „Botschafter für Wohlwollen, Liebe und Frieden, der allen Menschen auf der Welt Glück wünscht.“ Im zentralen Postamt seines Dorfs werden alle Briefe, die von überall aus der Welt kommen, von Wichteln mit spitzen Hüten sorgfältig nach Ländern sortiert. Jeder von hier aus verschickte Brief wird mit einer Sonderbriefmarke beklebt, die anderswo nicht erhältlich ist.
AUF DAS NORDLICHT HOFFEN
An 200 Nächten im Jahr schmückt sich Rovaniemis Himmel mit blau-grün-violetten Nuancen. Das sind die Farben des zauberhaft schönen Nordlichts. Es ist ein natürliches atmosphärisches Phänomen, das ausgelöst wird, wenn die von der Sonne in den Weltraum geschleuderten Teilchen mit den Gasen der oberen Erdatmosphäre zusammentreffen. Das kurz oder lang anhaltende Schauspiel ist unvorhersehbar. Wobei es eine Firma gibt, die eine Warnmeldung zur Nordlicht-Vorhersage per SMS und E-Mail entwickelt hat. Praktisch, wenn man nur kurz vor Ort ist.
DIE TIERE DER ARKTIS BEOBACHTEN
In einem Waldgebiet, das so natürlich wie möglich belassen wird, können die Besucher Polarbären und Braunbären, Rentiere, Luchse, Vielfraße, graue Wölfe, Eulen, Hirsche, Rehe, Polarfüchse, Pallaskatzen, Otter, Baummarder, Schnee-Eulen etc. beobachten. Eine Fahrstunde südlich von Rovaniemi liegt der Zoo von Ranua mit seinen 200 Tieren 50 verschiedener Arten. Ein 2,8 km langer Weg führt durch den ganzen Park, sodass man nichts verpasst. Sie können auch an einer Führung teilnehmen oder einen nächtlichen Besuch mit einem Begleiter machen.
NORDIZITÄT ERLEBEN
Im teilweise unterirdisch erbauten Arktikum sind das Provinzmuseum von Lappland und das arktische Zentrum untergebracht. Die umfangreiche Sammlung alter Relikte und die Ausstellungen über Ureinwohner der arktischen Regionen (vor allem Samen) veranschaulichen den Alltag der Völker aus den Polarregionen, ihre Bräuche und Traditionen. Im Aquarium ist die lokale Wasserfauna zu bewundern. Interessantes am Stadtrand: das Freilichtmuseum der Forstwirtschaft und das Museum der Lokalgeschichte.
LOKALE SPEZIALITÄTEN PROBIEREN
Probieren Sie vor Ihrer Abreise aus Rovaniemi unbedingt „Leipäjuusto“, den weichen, gegrillten Brotkäse aus Kuhkolostrum. Er wird meistens lauwarm mit Moltebeeren oder Marmelade aus diesen Beeren serviert. Wegen des Geräuschs beim Schneiden oder Kauen hat er den Beinamen „quietschender Käse“ erhalten. Gut schmeckt auch „Rieska“, ein flaches und rundes, lokales Brot aus Gerstenmehl, das auf dem Holzfeuer gebacken wird. Man verzehrt es mit Butter. An typischem Gebäck gibt es den „Kampanisu“, eine Art Scone in Kammform.
EINE BEGEGNUNG MIT DEN RENTIEREN
In Neuseeland gibt es mehr Schafe als Einwohner. In Lappland gibt es mehr Rentiere (200.000) als Einwohner. Die bis zu 180 kg schweren, erwachsenen männlichen Geweihträger sind durchschnittlich 1,30 m groß. Da sie an eine raue Umgebung gewöhnt sind, können sie sich von Kräutern, Sträuchern, Rinden und Flechten ernähren. Manchmal laufen Rentiere in der Stadt herum, aber wenn Sie sicher sein wollen, welche zu sehen, besuchen Sie einen der drei Bauernhöfe der Umgebung. Sie halten die Tiere und organisieren Schlittenfahrten und Fütterungen (ideal für Kinder).
AKTIVITÄTEN IM SCHNEE
Im hohen Norden ist der Schnee allgegenwärtig. Alle angebotenen Aktivitäten finden daher in reinweißem Dekor statt. Mit Motor: eine Motorschlitten-Safari, ohne Motor: eine Schlittenfahrt, gezogen von einem Rentier oder von Huskys. Wer nicht Ski fahren kann, mag vielleicht die Schneeschuhe oder Langlaufskier anschnallen. Wer gleiten will, versucht es mit Schlittschuhlaufen. Oder auch Alpinski und Snowboard in der Höhe für die Sportlichsten. Hier gibt es für jeden eine geeignete Aktivität. Man kann sogar in einem zugefrorenen See angeln oder sich im wasserdichten Anzug darauf treiben lassen.
visitrovaniemi.fi/see-do/activities
WIE DIE FINNEN LEBEN
Wer die lokalen Traditionen mitmachen will, muss der Sauna einen Besuch abstatten. Nicht so schwer, sich in der Hitze zu aalen? Bestimmt. Aber das Härteste kommt noch: Direkt nach der Sauna muss man sich im Schnee wälzen oder in einen Fluss oder See springen. Ein einmaliges und prickelndes Erlebnis.
Im Pub ein Glas trinken und dabei Blackjack spielen, sein Glück am Spielautomaten versuchen oder beim Karaoke ein Liedchen singen: Das ist ein typisch finnischer Abend. Klassischere Angebote sind die Kurse von der Liste der Touristeninformation: Eine bei Touristen beliebte Aktivität ist zum Beispiel die Fertigung traditioneller Skulpturen aus Baumholz, Rentiergeweihen oder -knochen.
Autor : Martine Carret
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